Gastkommentar

GoStudent: „Im Wettbewerb um die besten Talente haben wir einen enormen Nachteil“

GoStudent-Mitgründer Felix Ohswald. © GoStudent
GoStudent-Mitgründer Felix Ohswald. © GoStudent

Felix Ohswald und Gregor Müller, die beiden Gründer des Wiener EduTechs GoStudent, beschäftigen sich in diesem Gastbeitrag mit den Nachteilen der Rot-Weiß-Rot-Karte und den damit verbundenen Hürden, um Mitarbeiter aus Nicht-EU-Ländern nach Österreich zu holen.

Die größte Herausforderung für uns als rasant wachsendes Scale-Up ist es die richtigen Talente für essenzielle Schlüsselpositionen zu finden und eine der größten Hürden dabei sind für uns die gesetzlichen Bestimmungen rund um die Rot-Weiß-Rot-Karte. Damit Österreich als Wirtschaftsstandort im internationalen Wettbewerb mithalten kann, brauchen wir gerade als EdTech-Unternehmen die Möglichkeit top-qualifizierte Talente aus dem EU-Ausland, wie den USA oder Indien, nach Österreich zu bringen.

Da man bei uns aber erst bis zu drei Monate warten muss, bis die Behörden eine Entscheidung treffen, gehen diese hochqualifizierten Arbeitskräfte natürlich lieber in die Niederlande, nach Deutschland oder nach Großbritannien. Dort gelingt es wesentlich schneller und unkomplizierter eine Arbeitserlaubnis zu erhalten.

4 Wochen Warten, dann Absage

Wir hatten zu dieser Problematik erst unlängst einen Fall. Wir haben Sanjay, einen Experten für Growth Marketing aus Indien angeworben, den wir unbedingt zu uns in die Firmenzentrale nach Wien holen wollten. Wir haben den Antrag gestellt und waren eigentlich sehr zuversichtlich, weil er höchst qualifiziert ist. Nach fast 4 Wochen Warten und wiederholtem Nachfragen, haben wir schließlich eine Absage bekommen. Als wir dann den Grund für den negativen Bescheid erfahren wollten, konnte uns aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft gegeben werden.

Wir begegnen diesem Problem jedes Mal, wenn wir versuchen vielversprechende Talente aus Ländern außerhalb der EU anzuwerben und es ist wirklich schade dieses Talent nicht nach Österreich holen zu können. Wir haben zwar internationale Standorte, an denen wir diese Personen dann stattdessen anstellen, aber da wir ein österreichisches Unternehmen mit Firmenzentrale in Wien sind, bräuchten wir diese Top-Leute eigentlich vor allem hier.

„Auf Barrieren wie in Österreich bin ich noch nie gestoßen“

„Ich hatte mich wirklich sehr darauf gefreut. GoStudent ist ein Phänomen im Edtech-Bereich, dass seinesgleichen sucht und ich bin wirklich sehr dankbar für die Möglichkeit als Direktor des Growth Marketings, Teil davon zu sein. Es ist aber sehr schade nicht Seite an Seite mit dem Top-Management in Wien arbeiten zu können. Als Führungskraft in einem Schlüsselbereich des Unternehmens ist ein intensiver Austausch mit dem C-Level-Management unumgänglich“, sagt Sanjay Siddajjara, Director of Growth Marketing bei GoStudent.

„Außerdem ist es für mich als Teil des Kommunikationsbereichs eines österreichischen Unternehmens natürlich wichtig, ein Gefühl für die regionale Kultur zu bekommen. Ich werde jetzt zuerst einen Zwischenstopp in Kanada einlegen und schließlich am Standort in London beginnen. Ich habe auch davor schon in anderen Startups in Europa und Amerika gearbeitet, aber auf solche Barrieren wie in Österreich bin ich noch nie gestoßen.“

Regierung hat Handlungsbedarf

Wir sehen hier viel Handlungsbedarf seitens der Regierung. Es ist ein Problem, dass bereits seit Jahren diskutiert wird. Die bisherigen Reformversuche wie die Digitalisierung der Prozesse und der Wegfall der “ortsüblichen Unterkunft” haben nur minimal etwas verändert. Im globalen Wettbewerb um die besten Talente haben wir im Vergleich zum Rest der EU einen enormen Nachteil. Dadurch werden wir in eine Position gebracht, in der wir jetzt ernsthaft überlegen müssen, ob wir ganze Bereiche des Unternehmens aus Mangel an Zugang zu Fachkräften an andere Standorte auslagern.

Das wäre dann zusätzlich schade, weil es bedeutet, dass auch unsere erfahrenen Manager aus Österreich an den anderen Standorten gebraucht werden, um die Teams aufzubauen. Wir hoffen wirklich sehr, dass hier bald echte Veränderungen kommen, um im internationalen Vergleich mithalten zu können.

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