2021 könnte es aggressivere Fusions- und Übernahmeaktivitäten geben
Robert Tipp ist Chief Investment Strategist und Head of Global Bonds bei PGIM Fixed Income, einem global tätigen Vermögensverwalter. In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich mit dem durch die Corona-Krise ausgelösten Trend zu Mergern und Firmenübernahmen.
Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating lieferten im vierten Quartal solide Renditen. Begünstigt wurde dies von der umfangreichen Unterstützung durch die globalen Zentralbanken, dem Optimismus in Bezug auf neue Konjunkturpakete in den USA und Europa sowie der Einführung von COVID-Impfstoffen, stärker als erwarteten Unternehmensgewinnen und robusten Fundamentaldaten. Wir glauben, dass sich die Spreads in Q1 weiter einengen könnten, vor allem am hinteren Ende der Kurve.
Ein Hauptrisiko im Jahr 2021 stellen aggressivere Fusions- und Übernahmeaktivitäten dar, insbesondere bei Unternehmen höherer Qualität sowie die damit einhergehenden Auswirkungen auf deren Bilanzen. Während sich die Spreads von den Tiefstständen im März deutlich erholt haben, bieten sie auf mittlere Sicht immer noch einen interessanten Mehrwert. Unser Ausgangspunkt ist, dass eine langsame Erholung ein guter Hintergrund für Kredite ist, insbesondere für Investment-Grade-Titel niedrigerer Qualität in sich erholenden Branchen.
US-Unternehmensanleihen: Comeback für Autos, Grundstoffe und Energie
Die Titelauswahl ist zu Beginn des Jahres 2021 besonders wichtig. Die Fundamentaldaten waren in vielen, aber nicht in allen Sektoren und Werten insgesamt besser als erwartet. Die Managementteams der Unternehmen, vor allem der Emittenten mit BBB-Rating, orientieren sich weiterhin an den Interessen der Anleihegläubiger und reduzieren kontinuierlich die Ausgaben, verschieben Aktienrückkäufe und verbessern den freien Cashflow. Bereiche, die von den Lockdowns profitieren, sind nach wie vor in guter Verfassung (Technologie und Online-Einzelhandel) im Vergleich zu den Branchen, die direkt vom Virus betroffen sind (Freizeit, Glücksspiel, etc.).
Bestimmte angeschlagene Wirtschaftszweige wie Autos, Grundstoffe und Energie erlebten Ende 2020 ein Comeback (obwohl die meisten Energieunternehmen immer noch angeschlagen sind). Eine Reihe von Fallen Angels erholt sich. Da die US-Notenbank den Leitzins für mindestens ein Jahr oder länger nahe Null halten dürfte, haben die Spreads für hochwertige kurzfristige Unternehmensanleihen nur wenig Spielraum für eine weitere Verengung. Wir erwarten, dass die Gewinne in Q4 relativ stark bleiben.
Stärkere Zuflüsse durch geringere Währungsabsicherungskosten
Auch die technischen Werte sind weiterhin attraktiv, da die Anleger in einem Umfeld, in dem sie nach Rendite streben, diese stark nachfragen. Die Zuflüsse von Anlegern außerhalb der USA waren angesichts der niedrigeren Kosten für die Währungsabsicherung besonders stark. Im Jahr 2021 sollten die technischen Werte weitere Unterstützung durch einen erwarteten Rückgang des neuen Angebots auf etwa 1,2 Billionen US-Dollar finden, nachdem es 2020 einen Rekordwert von 1,8 Billionen US-Dollar erreicht hatte.
Die meisten Erlöse im Jahr 2020 waren für Barreserven oder die Refinanzierung bestehender Schulden zu niedrigeren Zinssätzen bestimmt. Wir könnten je nach dem Tempo der wirtschaftlichen Erholung in diesem Jahr mehr M&A-Aktivitäten sehen.
Kernpositionen bei Großbanken, Versorgern und Kommunalpapieren
Wir bevorzugen weiterhin ausgewählte, qualitativ niedrigere Papiere mit kürzeren Laufzeiten sowie attraktiv bewertete 20-jährige Titel und Papiere mit längeren Laufzeiten, die attraktive Spreads bieten und von einer Spread-Einengung profitieren sollten. In Erwartung einer sich verbessernden Wirtschaftslage wollen wir von der Spread-Kompression bei ausgewählten höher verzinslichen Anleihen mit BBB-Rating, „Off-the-Run“-Wertpapieren, Fallen Angels, Crossover-Wertpapieren, sich erholenden Branchen und zyklischen Werten wie Automobil und Chemie profitieren.
Wir halten Kernpositionen bei Großbanken, Versorgern und steuerpflichtigen Kommunalpapieren. Wir werden genau beobachten, ob die neue Regierung das nötige Kleingeld hat, um eventuell einen höheren Unternehmenssteuersatz anzustreben.