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ORF-Gebühren: Eine Paywall klingt logisch, wird aber nicht funktionieren

Oliver Janko & Jakob Steinschaden. © Trending Topics
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Die Meldung ist eingeschlagen wie eine Granate. Der Verfassungsgerichtshof hält Streaming ohne GIS verfassungswidrig und hebt damit Teile des ORF-Gesetzes auf. Bedeutet: Die GIS-Pflicht muss bis Ende 2023 neu gestaltet werden, die bisherige Streaming-Lücke muss geschlossen werden. Heute muss man keine ORF-Gebühr bezahlen, wenn man die ORF-Inhalte ausschließlich via Internet streamt.

Doch klar ist: Weil immer mehr Menschen am Smartphone, Tablet, Laptop via Streaming fernsehen, ist irgendwann ein Punkt erreicht, an dem nur mehr eine Minderheit ein klassisches Empfangsgerät zum ORF-Schauen nutzt und damit GIS-pflichtig wird. Deswegen ist die Politik nun gefordert, bis Ende 2023 eine neue Regelung zu schaffen. Nun fürchten viele, dass eine Haushaltsabgabe kommt, wie es sie bereits in Deutschland und der Schweiz gibt.

Würde bedeuten: Egal auf welchem Kanal man empfängt, jeder Haushalt muss GIS bezahlen. Statt einer Haushaltsabgabe, argumentieren nun viele, könnte man ja eine Paywall einrichten, wie man es von Netflix, Amazon Prime Video oder Disney+ kennt. Gegen monatliche Gebühr bekommt man Zugriff auf die Inhalte, fertig. Account-Sharing kann man auch unterbinden, indem man etwa pro Haushalt eine bestimmte Anzahl an Geräten erlaubt. Technisch den Empfang für die zahlenden ORF-Nutzer:innen zu regeln, ist sicher nicht einfach, aber es würde schon gehen. Für den Satellitenempfang gibt es etwa die Smartcard.

Alternativen zur GIS: Haushaltsabgabe ja, aber nicht für diesen ORF

Wer würde sich das Abo nehmen?

Allerdings muss man sich bei der Paywall auch fragen: Wer würde denn pro Monat 22,45 bis 28,65 Euro für die ORF-Programme zahlen, wenn man gleich daneben Netflix, Disney usw. um die Hälfte des Geldes bekommt. Klar haben die andere Inhalte, und man bekommt dort nicht Armin Wolfs ZiB 2 und die vielen Dokus und Shows mit Österreich-Bezug. Auf der Suche nach qualitativen Inhalten landen viele Österreicher:innen aber auch schnell bei ZDF mit Böhmermann, Precht und Lanz, bei arte mit vielen Filmen und Dokus, oder einfach bei YouTube, das voll mit qualitativem TV ist (z.B. Frontline PBS).

Deswegen ist verständlich, dass sich viele am Küniglberg vor einer Paywall fürchten – es wäre der Moment der Wahrheit. Und viele meinen, dass es dann eben nicht mehr mehr als drei Millionen Haushalte geben wird, die sich das ORF-Abo leisten werden, sondern viel weniger. Gleichzeitig bringt eine Paywall auch das Werbegeschäft in Bedrängnis, von dem der ORF auch noch gut lebt. Weniger Abonnent:innen bedeutet weniger Reichweite für die Ads, und überhaupt: Warum gibt es überhaupt Werbung hinter der Paywall, werden viele sich fragen.

Vom Mainstream-Medium zum Nischen-Player

Zwar wird aktuell daran gearbeitet, dass etwa Orf.at oder Teile davon einen Login-Bereich bekommen, und auch für ein Live-Streamingangebot für aller TV- und Radiokanäle ist beim ORF ab Herbst ein Login. Doch wie gut wird das funktionieren? Vor vielen Jahren hat der ORF bereits das Streaming-Portal Flimmit zugekauft, damals in Reaktion auf das Erstarken von Netflix. Flimmit hat dann auch die technische Infrastruktur für das Streamingportal fidelio (Opern, Konzerte und Ballette) umgesetzt. Weder Flimmit noch fidelio (beide mit Paywall um 4 bzw. 15 Euro im Monat) sind durch die Decke gegangen und fristen weiter ein Nischendasein.

Und das muss man sich dann auch am Küniglberg fragen: Wenn eine große Paywall kommt, wird der ORF dann vom Mainstream-Medium zum Nischen-Player? Und wie viele Millionen weniger stehen dann zur Verfügung, um die rund 3.000 Mitarbeiter:innen bezahlen zu können?

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