Maßnahmen

So will die Stadt Wien im Winter Energie sparen

Wien bei Nacht. © Christian Lendl on Unsplash
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Es haben schon viele darauf gewartet, jetzt liegt er vor: Der Wiener Energiesparplan für den Winter. Erklärtes Ziel ist, wie es aus dem Rathaus heißt, den Energieverbrauch der Stadt bis 31. März 2023 freiwillig um 15 Prozent zu senken. Dadurch sollen die Stadt Wien und ihre Bevölkerung den harten „russischen Winter“ überstehen. Mehrere Punkte hat man nun definiert, um das Ziel zu erreichen.

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Diese Maßnahmen sieht die Stadt Wien vor

  • LED-Umstellung der Straßenbeleuchtung: LED-Lampen sollen hier etwa 60 Prozent Energie sparen. In Wien seien rund 153.000 Leuchten in der öffentlichen Beleuchtung verbaut. Rund die Hälfte der Lampen wurde laut der Stadt Wien bereits in energiesparende LED-Lampen getauscht. „Derzeit läuft die Umrüstung der 80.0000 sogenannten Ansatzleuchten (auf den Masten) auf Hochtouren. Über 21.000 dieser Ansatz-Leuchten werden Ende 2022 bereits umgestellt sein. Auch die 8.000 Kugelleuchten auf der Donauinsel wurden bereits ausgetauscht. Um den Umrüstungsprozess zu beschleunigen, werden jetzt die über 7.300 historischen Lampen in das aktuelle Umrüstungsprogramm integriert und damit vorgezogen“, heißt es.
  • Einsatz der Straßenbeleuchtung: Ab 22 Uhr wird die Beleuchtung in verkehrsschwachen Bereichen auf 75 Prozent reduziert, ab 24 Uhr auf 50 Prozent.
  • Wärmeeinsparungen: Durch abgeschlossene MA 34-Einspar-Contractings konnten laut Stadt Wien bis 2022 bei 42 Objekten (Amtshäuser, Kindergärten & Schulen) Wärmeeinsparungen von in Summe ca. 193.000 MWh (und Kosten von 14,7 Mio. Euro) erzielt werden.
  • Einsparungen bei öffentlichen Bädern: Seit 2000 wurden an 16 Bäder-Standorten (MA 44) durch Energieeinspar-Contracting in Summe ca. 26.000 MWh Fernwärme, 6.500 MWh Gas und 2.600 MWh Strom erzielt. Weitere Energieeinspar-Contracting Projekte im Jörgerbad, dem Floridsdorferbad und dem Kongreßbad sollen bald in Umsetzung gehen. Diese sollen jährliche Einsparungen von rund 6.900 MWh/a Fernwärme und rund 100 MWh/a Strom erzielen.
  • Optimierung bei Fernwärme: Fernwärmeversorgte Magistratsobjekte unterliegen in Wien einem laufenden Monitoring. Kommt es zwischen Vorlauf- und Rücklauftemperatur zu Auffälligkeiten, sollen diese schnell erkannt und behoben werden. Bisher gab es beim Energieverbrauch bei 150 Gebäuden Optimierungen. Daraus resultierten jährlich Fernwärmeeinsparungen von ca. 2.200 Megawattstunden/a.
  • Klimatisierung bei Schulen: Neue Wiener Bildungsbauten wie die Bildungscampi „Liselotte-Hansen-Schmidt“ in der Donaustadt, Atzgersdorf in Liesing und Deutschordenstraße in Penzing werden ausschließlich mit erneuerbaren Standortressourcen (Geothermie) geheizt und gekühlt. Sie verfügen auch über große PV-Anlagen. Je Standort werden bis zu 400 MWh/a Fernwärme eingespart.

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Stadt Wien plant Ausbau von grünem Strom

Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke betont, dass nicht nur Einsparungen in diesem Winter von Bedeutung sind, sondern auch Maßnahmen, die dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern dienen. „Für uns war immer klar, dass die Versorgung durch fossile Energieträger nur eine temporäre Lösung sein kann. Die kriegsbedingte Energiekrise hat die Dringlichkeit des Umstiegs auf erneuerbare Energie noch weiter verstärkt. Neben dem Ziel der Stadt, bis 2040 klimaneutral zu sein, ist mir vor allem die Versorgungssicherheit wichtig. Bis 2030 investieren wir über die Wiener Netze rund drei Milliarden Euro in die Netzsicherheit der Bundeshauptstadt Wien. Ein derart stabiles Stromnetz macht die Integration erneuerbarer Energien erst möglich“, so Hanke.

Insgesamt nimmt die Wiener Stadtwerke-Gruppe von 2022 bis 2026 rund 6,2 Milliarden Euro in die Hand, um die entsprechende Infrastruktur aufzubauen – 91 Prozent oder 5,7 Milliarden Euro davon seien unmittelbar klimafördernde Investitionen. Alleine Wien Energie investiere bis 2026 etwa 1,2 Milliarden Euro in den Umbau des Energiesystems. Rund 400 Millionen sind dabei für den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion reserviert.

Bisher hat die Wien Energie seit 2000 etwa 50.000 Haushalte von Erdgas auf alternative Heizsysteme umgestellt, was einer kumulierten Gaseinsparung von mehr als fünf Terawattstunden entspreche. Unter dem Programm „Raus aus Gas“ sollen sich so rasch wie möglich weitere 400.000 Gasthermen umstellen. Ebenfalls wichtig sollen Geothermie und Großwärmepumpen wie jene am Kraftwerkstandort Simmering sein. Wien Energie baut bereits an der nächsten Großwärmepumpe: Bei der ebswien Kläranlage in Simmering entsteht derzeit eine der größten Großwärmepumpen Europas, die ab 2027 über 100.000 Wiener Haushalte mit grüner Wärme versorgen soll.

Ein weiterer großer Ausbau soll im Fernwärmesystem stattfinden. Solarenergie, biogene Brennstoffe und der Einsatz von Großwärmepumpen sollen es optimieren. Bis 2030 soll die Stadt Wien Geothermie im Umfang von 120 MW erreichen. Dies entspreche einem Wärmebedarf von umgerechnet 125.000 Wiener Haushalten. Bis 2030 soll außerdem die Gesamtleistung der Photovoltaik-Anlagen in Wien von derzeit 50 auf 800 MWp steigen.

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Sparmaßnahmen noch sehr milde

Insgesamt sind die Sparmaßnahmen der Stadt Wien sehr milde, vor allem was die Auswirkungen auf die Bevölkerung selbst angeht. In Deutschland greifen Städte zu viel drastischeren Maßnahmen. Zum Beispiel bereitet Berlin die Einrichtung „Wärmepunkte“ vor. In Stadtteilzentren, Bibliotheken und Kantinen sollen sich Berliner:innen im Notfall aufwärmen können. In Hannover werden öffentliche Brunnen deaktiviert, in öffentlichen Bädern wird nur mehr kalt geduscht.

Sparmaßnahmen sind im Winter von großer Bedeutung, denn ein zu hoher Verbrauch könnte theoretisch das Energienetz lahmlegen und Blackouts auslösen. Hier könnte es keine andere Wahl geben, als die Stromzufuhr zu Haushalten zu kappen. Eine andere Alternative, auf die sich zum Beispiel Frankreich derzeit vorbereitet, sind geplante Blackouts in Notfällen. Ebenfalls funktionieren können SMS-Warnungen an die Bevölkerung, die zu Stoßzeiten zum Stromsparen aufrufen (wir berichteten).

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