Axel Springer übernimmt Publisher Politico für US-Expansion
Buzzfeed geht an die Börse, Vice strebt einen IPO an – und nun fasst der deutsche Medienriese Axel Springer („Bild“) weiter Fuß am US-amerikanischen Medienmarkt. Die Deutschen geben heute die Übernahme des US-Publishers Politico, zu dem auch die auf Tech-News spezialisierte Online-Plattform Protocol gehört, bekannt. Kaufpreis gibt es offiziell keinen, Gerüchten zufolge könnte er sogar eine Milliarde Dollar betragen.
Politico ist nach der Mehrheitsübernahme von Business Insider 2015 durch Axel Springer um rund 300 Millionen Euro der nächste Zukauf am großen US-Markt. Mit Politico, 2007 von den ehemaligen Washington-Post-Mitarbeitern John F. Harris and Jim VandeHei mit Financier Robert L. Allbritton gegründet, hatte bereits seit 2014 ein Joint Venture mit Axel Springer für die europäische Ausgabe. Politico gilt sowohl in Washington als auch Brüssel als einflussreiches Medium, da es Politiker und Beamte mit exklusiven, gebührenpflichtigen Infos versorgt.
„Es wird ein Privileg und eine besondere Verantwortung sein, die Zukunft dieses herausragenden Medienunternehmens mitzugestalten. Objektiver Qualitätsjournalismus ist wichtiger denn je, und wir glauben beide an die Notwendigkeit redaktioneller Unabhängigkeit und überparteilicher Berichterstattung. Dies ist entscheidend für unseren künftigen Erfolg und unser beschleunigtes Wachstum“, heißt es seitens Axel-Springer-CEO Matthias Döpfner. Axel Springer würde die Werte von Politico teilen, deswegen hätte er sich für den Verkauf entschieden, so Gründer Allbritton. Er wird weiter als Herausgeber fungieren, die journalistischen und Management-Teams der vielen Axel-Springer-Töchter (auch „Morning Brew“ gehört zum Verlag) sollen unabhängig voneinander agieren.
Der Deals soll im vierten Quartal 2021 abgeschlossen werden, noch muss die Wettbewerbsbehörden der Übernahme zustimmen. Axel Springer ist nach dem Einstieg der US-Beteiligungsgesellschaft KKR (früher Kohlberg Kravis Roberts & Co.) aus New York weiter stark auf Expansionskurs sowohl regional als auch digital. Während viele digitale Springer-Titel wie Bild.de, Business Insider oder auch Gründerszene.de immer stärker versuchen, neben dem Werbegeschäft digitale Abonnements aufzubauen, ist Politico in dem Bereich bereits sehr stark aufgestellt.
Um an die Hintergrundinfos zu kommen, die die mehr als 300 Journalisten täglich zusammentragen, bezahlen mehr als 30.000 „Policy Professionals“ hohe vierstellige oder sogar fünfstellige Beträge und bekommen dafür Insights in die Machtzentren der USA und der EU. „Politico ist hochprofitabel, mit einer Marge von 30 Prozent“, so Döpfner im aktuellen Interview mit dem Handelsblatt. Man habe einen attraktiven Preis für Politico bezahlt.