David Böhm

Gründer der Woche: Der Founder, der mit Google konkurrieren will

David Böhm, Gründer von Newsadoo. © Fabian Krenn
David Böhm, Gründer von Newsadoo. © Fabian Krenn
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Eine Alternative zu Google News aus Linz: Was utopisch klingen mag, setzt Gründer David Böhm mit seinem Startup Newsadoo seit mittlerweile deutlich über zwei Jahren erfolgreich um. So erfolgreich, dass das Startup diese Woche weitere 2,2 Millionen Euro einsammeln konnte. Damit soll das Wachstum weiter vorangetrieben werden.

Newsadoo: Ansetzen beim Service

„Wir sind überzeugt, dass Leser für News bezahlen würden – sie haben ja früher auch Zeitungen gekauft“, erklärte Böhm schon 2018 im Gespräch mit Trending Topics. Während der Medienkonsum immer günstiger, in den meisten Fällen gar kostenlos wurde, setzte und setzt Böhm auf ein anderes Konzept. Schon Zeitungskäufer hätten nicht nur für die Inhalte bezahlt, „sondern vor allem auch für den Service, für das Drucken der Inhalte auf Papier und für das Ausliefern“. Deshalb müsse auch in der digitalen Welt das Geschäftsmodell beim Service ansetzen.

„Wollten Sichtbarkeit schaffen“

Die Idee dazu hatte Böhm, der nebenbei auch noch das Magazin „Die Macher“ herausbringt, während seiner Jahre in der Startup-Szene: „Ich war selbst in der Startup-Szene tätig und habe dann gesehen, dass die jungen Leute Sichtbarkeit brauchen – beziehungsweise wollten wir Sichtbarkeit schaffen. Klassische Medien haben das nicht abgedeckt, Trending Topics hat damals ja noch nicht getrommelt, Fernsehsendungen für Startups gab es auch nicht. Darum habe ich dann „Die Macher“ gegründet und bin so in die Medienbranche geschlittert“.

Nach zwei Jahren Aufbauarbeit für das Magazin habe er sich dann generell mit der Branche befasst: „Bei Konferenzen, Kongressen etc. war es immer so, dass es bei den Keynotes immer hieß, Google ist böse, Facebook ist böse. Es hieß, die Politik muss etwas tun. Auch ein Jahr später war das Thema immer noch das gleiche – ich habe mir dann gedacht, das gibt es ja nicht, dass es dafür keine Lösung gibt“. Verlage hätten sich „unbewusst nach und nach Google und Facebook ausgeliefert“, mittlerweile seien die beiden US-Riesen gemeinsam doppelt so stark wie alle Verlage der Welt zusammen. Böhm: „Nicht mehr Zeitungsverlag nebenan ist die Konkurrenz, sondern Google und Facebook sind die Bedrohung. Die logische Lösung für mich: Auch als Verlagsseite umdenken. Während Google oder Facebook an ihre User denken, denken Verlage oft an sich selbst“.

Böhm: Verlage müssen gemeinsam agieren

Dementsprechend sei der User-zentrierte Ansatz wichtig. „Da gibt es ein paar Dinge, die einfach logisch sind im digitalen Zeitalter“, erklärt Böhm – beispielsweise geräteübergreifendes Lesen und eine individuelle Kuration der Inhalte. „Ich will das bekommen, was für mich relevant ist und was mich interessiert“. Das Ziel müsse sein, das Verlage gemeinsam in Europa in einem eigenen System die Zeiten der User maximieren und Daten im Hintergrund sammeln. Böhm: Diese Daten müssen aber für die Verlage sein und nicht wieder bei einem US-Giganten liegen“. Diese Probleme könnten nur mit „gemeinsamen Modell in Europa“ gelöst werden, das Google News Konkurrenz machen kann. „Das muss gemeinschaftlich betrieben werden von den Verlagen in Europa“.

„Das Ding groß machen“

Newsadoo könne hier helfen: „Auf unserem technologischen Level gibt es nichts anderes in Europa. Die User Experience verbessern wir laufend, auch dafür haben wir das Investment bekommen“. Als nächsten Schritt gelte es, in die Breite zu kommen, Verlage nicht nur als Content-Partner zu gewinnen, sondern gemeinschaftlich zu versuchen, „das Ding groß zu machen“.

Rund 150 Verlage an Bord

Nutzer können in der Newsadoo-App allen teilnehmenden Medien folgen und erhalten so ihren persönlichen Newsfeed. Die Inhalte werden über diverse Geräte synchron gehalten. Von Anfang an war allerdings klar, wo Schwierigkeiten liegen könnten: „Natürlich wird es nur dann eine disruptive Lösung sein, die Google, Facebook und Co in Europa etwas entgegensetzen kann, wenn die Verlage nach und nach mitziehen“, wusste Böhm schon 2018.

Ist das passiert? David Böhm: „Das ist eine Step-by-Step-Geschichte. Wir haben rund 150 Verlage bzw. Titel mit Verträgen an Bord, es ist auf jeden Fall eine positive Dynamik vorhanden. Das Ganze dauert aber immer relativ lange. Verlage sind immer in einem Dilemma, Manager müssen Quartale reporten und denken oft in kurzfristigen Schritten. Wenn Google dann mit der goldenen Karotte kommt, siehe die Google News-Initiative, dann ist jeder Manager froh, die Zahlen so schmücken zu können“. Diese kurzfriste Sicht sei ein Problem. Böhm: “ Wir sind aber in einem Stadium, wo wir im neuen Jahr in diesem Bereich rausmarschieren können. Der Vergleich mit Google News ist nicht mehr weit entfernt“.

„Unabhängigkeit von China und USA muss größer werden“

Der Erfolg zeigt sich nicht nur an zahlreichen Auszeichnungen, auch das neue Investment ist ein Beweis dafür, dass das Startup „gut auf Kurs ist“, wie Böhm das nennt. Dementsprechend soll es weitergehen: „Das Kapital nutzen wir für die nächsten Schritte in unserem Wachstumsplan, mit dem Ziel, die technologisch führende und meistgenutzte europäische Nachrichten-Anwendung zu werden“.

Wo steht Newsadoo in fünf Jahren? „In fünf Jahren gehe ich davon aus, dass das Ganze von sehr vielen europäischen Verlagen gemeinsam getragen wird und wir einen europäischen Newsmarkt haben, wo die Qualität der Nachrichten – auch was den Umgang mit Daten betrifft – einfach den EU-Maßstäben gerecht wird. Und ich hoffe, dass dann die Unabhängigkeit von China und Amerika wieder deutlich größer geworden ist“.

+++Gründer der Woche: Die Founder, die mit Apple zusammenarbeiten+++

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