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Nachhaltige Fonds: „Der Klimawandel und die fehlende Anpassung ist ein ökonomisches Risiko“

© Photo by Markus Spiske on Unsplash
© Photo by Markus Spiske on Unsplash

Umweltpolitik und soziale Verantwortung rücken immer stärker in den Fokus von Anlegern. Nachhaltige Fonds schließen Unternehmen aus, die zum Beispiel mit Kinderarbeit in Zusammenhang gebracht werden, Menschenrechte missachten oder besonders klimaschädlich sind. Green Investing boomt. Seit 2015 hat sich das nachhaltig verwaltete Fondsvolumen im deutschsprachigen Raum auf rund 126 Milliarden Euro fast verdreifacht. Mehr als 500 nachhaltige Fonds gibt es in dieser Region bereits. Die Erste Asset Management hat das Thema früh entdeckt und gehört zu den größten Anbietern im deutschsprachigen Raum. Walter Hatak ist seit kurzem Head of Responsible Investments und erklärt im Interview, nach welchen Kriterien nachhaltiges Investieren funktioniert.

Warum wächst der Markt für nachhaltige Fonds derzeit so stark?

Walter Hatak: Nachhaltige Fonds sind in der Fondsbranche derzeit das am schnellsten wachsende Segment. Das Thema ist definitiv in der Wirtschaft angekommen. Das Weltwirtschaftsforum, das in Davos tagt, macht jedes Jahr eine Befragung unter den 1.000 wichtigsten Personen aus Politik und Wirtschaft, um die größten ökonomischen Risiken abzufragen. In den letzten Jahren waren das immer Umweltthemen. Der Klimawandel und die fehlende Anpassung ist ein ökonomisches Risiko. Insofern gibt es gute Gründe für die steigende Nachfrage.

Gab es für diesen Trend eine Initialzündung?

Die Pariser Klimagespräche waren sicher eine Art Initialzündung. Danach haben sich die Gremien in der EU darauf verständigt, die Wirtschaft nach diesen Klimazielen auszurichten. Sie haben sich überlegt, wie viel Investition es bedarf, um die Wirtschaft nachhaltig zu gestalten. Das hat sehr hohe Summen ergeben und es war eindeutig, dass das die Staaten nicht selbst finanzieren können. Sie brauchen Unterstützung vom Kapitalmarkt.

Was versteht die Erste Asset Management unter Nachhaltigkeit?

Wir haben Mindestkriterien, die für alle Publikumsfonds gelten. Es darf zum Beispiel in keine Hersteller von kontroversen Waffen investiert werden. Kohleproduzenten sind ab einem gewissen Umsatzanteil auch nicht zu finden. Für nachhaltige Fonds haben wir eine zusätzliche, breite Palette an Ausschlusskriterien. Das reicht von Kinderarbeit über Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Korruption.

„Ich glaube, dass das Thema nachhaltige Fonds gut vermittelbar ist – dazu braucht man nur die Schlagzeilen zu Klimarisiken verfolgen, die die Nachrichten derzeit bestimmen.“  Walter Hatak, Head of Responsible Investments © Photo by Klaus Ranger Fotografie (www.klausranger.at)
„Ich glaube, dass das Thema nachhaltige Fonds gut vermittelbar ist – dazu braucht man nur die Schlagzeilen zu Klimarisiken verfolgen, die die Nachrichten derzeit bestimmen.“  Walter Hatak, Head of Responsible Investments © Photo by Klaus Ranger Fotografie

Das klingt nach kriminellen Organisationen, nicht nach Unternehmen. Haben Sie dafür ein Beispiel?

Wir schauen uns nicht nur die Unternehmen selbst an, sondern auch die Zuliefererkette. Bei Nestlé gab es zum Beispiel sehr viele Vorwürfe über Kinderarbeit auf Haselnussplantagen in der Türkei. Das ist für uns ein Grund, den Titel in nachhaltigen Fonds nicht investierbar zu machen.

Das Herzstück unserer Bewertung ist aber das Nachhaltigkeitsrating. Das besteht aus den drei Säulen Environment, Social und Governance, kurz ESG. Wir beurteilen, wie Unternehmen im Vergleich zu anderen in der gleichen Branche abschneiden. Die Kriterien sind also branchenspezifisch gewichtet. Im Bankensektor hat das Thema Umwelt weniger Impact als im Ölsektor, dafür ist der Punkt Unternehmensführung stärker gewichtet. Das funktioniert ähnlich wie ein Kreditrating und macht die Unternehmen vergleichbar.

Wie sieht denn ein nach diesen Kriterien nachhaltiges Ölunternehmen aus?

Natürlich kommt die Frage, wie ein Ölunternehmen in einem nachhaltigen Fonds sein kann. Wir schauen uns die Öl- und Gasunternehmen im Vergleich zueinander an. Im Gegensatz zu Kohle scheint Gas eine sinnvolle Übergangstechnologie zu sein. Es braucht eine Brückentechnologie für den Umstieg auf erneuerbare Energie und Gas ist viel effizienter als Kohle.

Wir setzen also auf die Unternehmen, die vergleichsweise weit sind bei dem Umstieg auf ein neues Geschäftsmodell. Ein Beispiel könnte zum Beispiel Total sein. Total hat deklariert, dass sie nicht in kritischen Regionen wie über dem Nordpol nach Öl bohren. Sie halten gewisse Abkommen ein, sie reduzieren ihr Risiko von Reputationsschaden, Umweltkatastrophen und daraus folgenden Strafen.

Versucht die Erste als Investor auch Einfluss auf die Umweltpolitik der Unternehmen zu nehmen?

Der größte Hebel für Veränderung in einem Unternehmen ist es, wenn Aktionäre sagen, dass die Unternehmensstrategie in die falsche Richtung geht. Als kleiner Investor hat man dazu gar nicht die Macht..

Wir sind Teil der Climate Action 100+  Initiative, ein Zusammenschluss von Investoren, die zum Ziel haben, mit den hundert größten Emittenten von Treibhausgasen in Dialog zu treten und sie dazu zu bringen, die Risiken und die Chancen dahinter zu erkennen. Wir sind zum Beispiel im Dialog mit der OMV und nutzen da auch unser Rederecht bei Hauptversammlungen.

Die OMV will ihr Geschäftsmodell immer mehr in Richtung Gas umstellen. Sie adressieren auch Themen wie aus Plastik wieder Öl zu machen. Es gibt einige Projekte, die Hoffnung machen, dass sich die Wirtschaft in die richtige Richtung entwickelt.

Muss man auf Rendite verzichten, wenn man in Nachhaltigkeit investiert?

Das Vorurteil lautet, dass Nachhaltigkeit Rendite kostet. Zahlreiche Studien belegen aber das Gegenteil. Sie zeigen, dass man im schlimmsten Fall eine gleich gute Performance wie bei traditionellen Fonds erwarten kann.

Die Integration von ESG-Kriterien in die Auswahl verbessert unterm Strich die Selektion. Nachhaltige Fonds funktionieren ja trotzdem nach der finanziellen Analyse. Als zusätzliche Information fließt diese ESG-Analyse ein.

Was für eine Motivation haben institutionelle Anleger bei nachhaltigen Investments?

Bei uns sind es Großteils institutionelle Anleger mit langfristiger Strategie: Pensionskassen oder Versicherungen, für die in ihrem Anlagezeitraum Klimarisiken ein relevantes Risiko darstellen. Sie wollen, dass diese Risiken erkannt und gemanagt werden.

Gibt es da Unterschiede zu privaten Anlegern?

Ich glaube, dass das Thema privaten Kunden sehr gut vermittelbar ist – dazu braucht man nur die Schlagzeilen verfolgen, die die Nachrichten derzeit bestimmen. Spätestens jetzt, wo jede Partei eine Klimastrategie entwickelt, merkt man, dass das Thema Mainstream ist.

Menschen achten darauf, welche Lebensmittel sie kaufen – die Produkte sollen möglichst regional sein. Der nächste logische Schritt ist, sich zu überlegen, in was investiere ich überhaupt und womit bin ich einverstanden?


Mehr zum Thema: I have my ethics and morals: immer mehr Menschen wollen ihr Kapital ökologisch und ethisch korrekt anlegen.

Mehr Informationen zum Nachhaltigen Investieren: https://www.erste-am.at/de/private-anleger/nachhaltig-anlegen

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