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Massive Kündigungswelle bei Shpock

In vielen Händen: Die App von Shpock. © Shpock
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Erst vor rund einem Monat sind CEO Bernhard Baumann und CFO René Kalina von ihren Posten bei der Flohmarkt-App Shpock zurückgetreten, jetzt folgt eine riesige Kündigungswelle. Wie Trending Topics in Erfahrung gebracht hat, wurde die Zahl der Mitarbeiter bei dem Unternehmen mit Hauptsitz in Wien, das seit 2015 mehrheitlich dem norwegischen Medienkonzern Schibsted gehört, nun drastisch von mehr als 180 auf 102 gekürzt.

Die betroffenen Mitarbeiter wurden in den vergangenen Tagen über die Personalkürzungen informiert. Betroffen sind Mitarbeiter aus allen Abteilungen, hauptsächlich in den Bereichen Marketing, Support, and G&A. Der Personalabbau betrifft nicht nur österreichische Angestellte, sondern auch Mitarbeiter in Großbritannien. Da es sich um eine Massenkündigung handelt, wurde diese auch bereits dem AMS gemeldet, insgesamt sind 82 Mitarbeiter betroffen.

„Zuvor war Shpock darauf ausgerichtet, der größte mobile Marktplatz in Europa zu werden“, heißt es seitens Schibsted. Jedoch hätte die Monetarisierung zu wünschen übrig gelassen. „Unsere neue Strategie zielt darauf ab, Shpock zu einem rentablen Geschäft zu machen.“ Die Support der App soll außerdem in Italien und Norwegen eingestellt und nur mehr in Deutschland, Österreich, Großbritannien und Schweden angeboten werden. Seitens Shpock gibt es keine offizielle Stellungnahme.

Der neue Shpock-CEO Esteve Jané. © Shpock
Der neue Shpock-CEO Esteve Jané folgt Bernhard Baumann. © Shpock

Kosten senken – auf Kosten der Mitarbeiter

„Wir haben uns entschlossen, unseren strategischen Fokus für Shpock zu ändern und von der Wachstumsorientierung zur Monetarisierung zu wechseln. In Zukunft wird es unser Hauptanliegen sein, ein profitables, produktorientiertes Geschäft zu werden“, heißt es seitens Schibsted. „Um dies zu erreichen, werden wir uns stärker bemühen, unsere Einnahmen zu steigern und gleichzeitig unsere Kosten zu senken. Bei Shpock war das Marketing immer der größte Kostenfaktor. Jetzt werden wir diese Budgets in allen Märkten erheblich reduzieren.“

Angepeilt wird nun, den Break Even bei Shpock im Laufe von 2019 zu erreichen, fokussiert werden soll vor allem auf den britischen Markt. Schibsted glaubt trotz der Einsparungen weiter an Shpock, man habe bisher rund 100 Millionen Euro in die Firma investiert. Noch ist die Firma nicht in die schwarzen Zahlen gekommen, wie aus dem Quartalsbericht der Norweger hervorgeht. 2017 war es ein Bilanzverlust von satten 70 Millionen Euro.

Im 2. Wiener Bezirk arbeiten mittlerweile 45 Leute aus 14 Nationen für Shpock. © Jakob Steinschaden
Die Mitgründer Katharina Klausberger und Armin Strbac sind noch an Shpock beteiligt. © Jakob Steinschaden

Online-Marktplätze sollen an die Börse gehen

Grund für die drastischen Personalkürzungen sind Umstrukturierungen beim Mutterkonzern von Shpock. Denn Schibsted will sein Geschäft mit digitalen Kleinanzeigen-Portalen in einer eigenen Firma bündeln und 2019 an die Börse bringen. Während Zeitungen wie Aftenposten und Aftonbladet sowie Finanzdienstleistungen und die in Skandinavien präsenten Kleinanzeigen-Portale  Finn.no, Blocket.se und Tori.fi beim Mutterkonzern bleiben, werden alle anderen Kleinanzeigen-Portale ausgegliedert.

Schibsted betreibt Shpock-ähnliche Plattformen in rund 20 Ländern, darunter etwa Leboncoin.fr in Frankreich, Schibsted Spain, OLX Brazil und weitere Dienste in Mexiko, Chile, Weißrussland, Kolumbien, der Dominikanischen Republik, Marokko oder Indonesien. Vor dem Börsengang wird jetzt offenbar die Braut geschmückt, und zwar auf Kosten der Mitarbeiter, die teilweise viele Jahre beim Aufbau von Shpock im Einsatz waren. Mit den Personalkürzungen bei Shpock werden Kosten gesenkt, um Gewinne erzielen und ein attraktives Vehikel für die Investoren beim IPO darstellen zu können.

Der derzeitige Schibsted-Chef Rolv Erik Ryssdal soll der Chef der ausgegliederten Marktplatz-Firma werden. Dem Konzern geht es darum, die sinkenden Einnahmen aus dem Print-Geschäft mit Einnahmen aus dem Online-Geschäft zu kompensieren.

2015 nach Norwegen verkauft

Schibsted hat Shpock im Jahr 2015 zu einer Bewertung von damals 190 Millionen Euro mehrheitlich übernommen. 91 Prozent gehören Schibsted, jeweils 4,5 Prozent sind bei den beiden Mitgründern Armin Strbac und Katharina Klausberger verblieben. Das Sagen haben die Norweger bei Shpock spätestens seit Anfang 2017, nämlich als Strbac und Klausberger die Leitung abgaben und an den bisherigen CEO Bernhard Baumann übergaben (Trending Topics berichtete).

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