Interview

Silicon-Valley-Startup Sentry: „In Wien ist es leichter, Entwicklern gutes Arbeitsumfeld zu bieten“

Das Sentry-Team © Sentry
Das Sentry-Team © Sentry

Ursprünglich als Open-Source-Projekt gestartet, hat sich das Silicon-Valley-Startup Sentry zu einer millionenschweren Firma entwickelt deren Cloud-Lösung weltweit 50.000 Unternehmen einsetzen. Für den Ausbau der „Application Performance Monitoring“-Services (APM) hat das Startup diese Woche 40 Millionen Dollar von den beiden renommierten Risikokapitalgebern Accel und New Enterprise Associates (NEA) bekommen.

Besonders spannend dabei ist, dass zentrale Teile der Software in Wien entwickelt werden. Armin Ronacher, Director of Engineering bei Sentry, ist für das Wiener Büro verantwortlich. Derzeit gibt es hier neun Mitarbeiter, im nächsten Jahr soll die Zahl verdoppelt werden. Im Interview erläutert Ronacher, warum Wien für die Silicon-Valley-Firma ein wichtiger Standort ist.

Trending Topics: Was bietet Sentry seinen Nutzern?

Armin Ronacher: Wir helfen Entwicklern, Fehler und Probleme in ihren Anwendungen zu sehen und verstehen. Der Kern des Produkts ist eine Crash-Reporting-Lösung. Wenn eine Mobil-Anwendung, eine Webseite, ein Server oder was auch immer Fehler verursachen, senden wir diese an eine zentrale Platform, um sie dort zu analysieren und sichtbar zu machen. Dazu fassen wir ähnliche oder gleiche Fehler zusammen, um die Entwickler zu bei der Problemlösung zu helfen. Besonders für unser Produkt ist, dass wir im Kern ein Open-Source-Unternehmen sind. Das gesamte Produkt ist Open Source, aber unser Kernprodukt ist die Cloud-Version, die wir für Kunden betreiben.

Wie funktioniert das Business Model von Sentry?

Das Geschäftsmodell ist hauptsächlich SaaS. Unsere Kunden zahlen für die Anzahl der Events, die wir verarbeiten, eine monatliche Gebühr. Parallel dazu haben wir auch spezielle Enterprise-Verträge für Installationen auf eigener, aber von uns verwalteter Infrastruktur. Zudem haben wir durch unsere Open-Source-Version eine große Marktpenetration. Sentry hat sich als Standardlösung in vielen Unternehmen etabliert, weil gerade die Open-Source-Version sehr erfolgreich ist und einen wichtigen Stellenwert in IT-Infrastrukturen einnimmt.

Du hast 2016 in einem Interview zu uns gesagt, dass du Sentry nach Wien holen willst. Wie sieht das Office derzeit aus?

Aktuell sind wir neun Leute in Wien, alle in der Entwicklung. Dazu haben wir Teile der Entwicklung komplett hier zusammengefasst. Das sind unsere Client SDKs und das Event Processing – also die Verarbeitung der Crash Reports und ähnlichem. Plan ist, das Team im nächsten Jahr zu verdoppeln.

Warum Wien? Was sind die Vorteile hier gegenüber dem Silicon Valley?

Standortdiskussionen sind immer kompliziert, weil man schnell in die Falle tappt, diese zu vergleichen. Wir haben in Wien Augenmerk darauf gelegt, es erst gar nicht darauf ankommen zu lassen. Wir sind hier, weil ich und das Team hier sind. Unser Team in Wien entwickelt einen wichtigen Teil des Ganzen, und das wird entsprechend geschätzt. Ich denke es ist wichtig zu zeigen, dass auch in Österreich Entwicklung passieren kann, die innovativ ist und sich international messen lassen kann.

Für die Leute, die hier arbeiten, ist natürlich gerade Wien als Stadt interessant. Gerade für Familien ist Wien ein super Standort durch Kinderbetreuung und die Lebenskosten. Zudem ist es leichter, hier Entwicklern auch ein gutes Arbeitsumfeld zu bieten und diese länger im Unternehmen zu halten. Es ist in Wien leichter, als positives Unternehmen herauszustechen als im Silicon Valley.

Werden Teile der 40 Mio. Dollar, die in Sentry gesteckt wurden, auch in Wien investiert?

Für Unternehmen wie uns sind die Hauptausgaben natürlich Personalkosten, und damit ist selbstverständlich, dass diese Investitionen auch hierher gehen. Wir versuchen natürlich auch, uns auf dem europäischen Markt durch Marketing zu präsentieren, aber da ist Österreich natürlich nur ein sehr kleiner Teil.

Was wird in Wien genau entwickelt?

Sentry besteht aus mehreren Komponenten. Zwei davon sind die Client SDKs. Das sind die Integrationen in die Programmiersprachen und Plattformen, die unsere Kunden benutzen (.NET, Python, PHP, Java, JavaScript etc.) sowie Event Processing. Das letztere ist die Weiterverarbeitung der Daten, um sie für den Kunden verständlich zu machen. Für Crashes müssen dazu erst die Stacktraces aufbereitet werden, damit sie für einen Menschen verständlich zu machen. Dieser Teil der Plattform wird vollständig in Wien entwickelt.

Welche Kunden spricht Sentry in Europa, in Österreich an?

Da unser Sales Prozess momentan stark auf Silicon Valley ausgerichtet ist, haben wir bis jetzt wenig Kunden im europäischen Markt die ich nennen darf. Aus der Gegend wäre hier aber Prezi aus Budapest zu nennen. Durch unseren Open-Source-Kern haben wir aber gerade in Deutschland und Österreich große Kunden die unsere Open-Source-Version im Einsatz haben. Gerade im Bereich JavaScript Frontend, Native C und Web Services in diversen Programmiersprachen sind wir breit vertreten.

Auch bei Tricentis oder Dynatrace geht es um das Finden von Software-Fehlern. Warum ist da gerade Österreich führend – oder täuscht der Eindruck?

Das faszinierende an der Sache ist, dass der Österreichbezug hier tatsächlich historisch sehr groß ist (durch Dynatrace). Aber das ist eigentlich, soweit ich das beurteilen kann, ein Zufall.

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