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Unicorn: Graz bekommt endlich seinen wohlverdienten Startup-Hub

Das Unicorn in Graz. © David Schreyer
Das Unicorn in Graz. © David Schreyer
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Wien hat weXelerate, Talent Garden oder den Impact Hub, in Linz gibt es die Tabakfabrik – aber Graz, immerhin die zweitgrößte Stadt in Österreich, konnte bis dato keinen wirklichen Startup-Hub vorweisen. Bis jetzt. Denn diese Woche wurde das Unicorn als Startup- und Innovationszentrum am Campus der Uni Graz eröffnet. Mit einem Budget von 12 Millionen Euro haben die Projektbeteiligten – die ZWI GmbH, die Universität Graz, die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und das Land Steiermark – 4.000 Quadratmeter für Startups, Spin-offs und andere Player im Ökosystem eröffnet.

Finanziert wird das zwölf Millionen Euro-Projekt ausschließlich aus Mieteinnahmen sowie durch Fördermittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Steiermark, Geschäftsführer ist niemand geringerer als der in der österreichischen Innovationsszene bekannte und geachtete Bernhard Weber.

Im großen Interview mit Trending Topics gibt Weber Einblicke in die Welt des neuen Unicorns, warum Fokus auf das Thema demographischer Wandel gelegt wird, wie der Startup-Hub finanziert wird und welche Startups und Player eingezogen sind.

Trending Topics: In Graz gibt es jetzt ein „Unicorn“. Warum wurde der Name, der ja doch stark die monetäre Komponente von Unternehmen in den Mittelpunkt rückt, für das Startup-Zentrum gewählt?

Bernhard Weber.
Bernhard Weber.

Bernhard Weber: Das hat verschiedene Gründe. Wir wollten einen Begriff der gut in Erinnerung bleibt und Emotion erzeugt, das hat bei „Unicorn“ sofort gut funktioniert. Unicorn hat natürlich im Startup-Umfeld sofort diese Bewertungsassoziation, die nicht immer positiv ist, aber grundsätzlich auch viel Selbstbewusstsein erzeugt. Wir haben aber auch gemerkt, dass das bei weiten Teilen der Uni Community gar nicht so präsent ist, sondern eher das Wortspiel mit dem Fabelwesen in dessen Name UNI vorkommt ins Auge sticht 😊

Graz hat jetzt endlich auch sein eigenes Startup-Zentrum, das ja im Vergleich zu Wien oder Linz bislang eher fehlte. Soll damit diese Lücke geschlossen werden?

Ja eigentlich schon. Wir haben eine sehr vitale Startup-Szene hier und inzwischen auch gute Möglichkeiten an Infrastruktur an allen Universitäten. Die Med Uni betreibt das  ZWT, die TU errichtet spannende Infrastruktur in der Inffeldgasse.

Wir haben aber von Beginn weg gesehen, dass wir neben Offices und Coworking auch eine aktive Netzwerkfunktion übernehmen sollten und auch gerne machen. Wir sind von der Lage sehr zentral-urban und die Kooperation am Standort ist uns eine Herzensangelegenheit. Wir haben daher auch Flächen geschaffen, die für Events und Workshops und ähnliches gut geeignet sind.

Der Fokus liegt auf forschungsorientierten Startups und Spin-offs. Müssen Startups, die einziehen wollen, universitären Background haben?

Grundsätzlich sind wir offen für alle Mieter im Startup-Bereich. Wir achten aber im Mix auf einen starken Bezug zur Wissenschaft/Universität bzw. darauf, einen gegenseitigen Mehrwert zu schaffen. Auf der obersten Priorität liegt bei unseren eigenen Programmen die Aktivierung der Spin-off Pipeline am Campus der Uni Graz und das Aufgreifen der Startup-Talente, die über die Entrepreneurship-Lehrveranstaltungen perfekt animiert werden.

Neben Startups ziehen auch Ökosystem-Player wie Inkubatoren ein. Wie wird das Verhältnis zwischen Jungfirmen, Corporates und Service-Anbietern aus dem Ökosystem aussehen?

Wir haben von Beginn weg den Ansatz gehabt kein eigenes Inkubatorenprogramm zu machen, sondern Partner reinzuholen und mit diesen aktiv zu arbeiten. Das ist uns mit Mietern wie Techhouse, der Gründungsgarage und auch dem Social Business Hub gut gelungen. Dazu kommen noch einige Dienstleister wie m27 oder HoferLeitinger, die das Portfolio gut ergänzen

Die engere Zielgruppe als Mieter sind natürlich Startups, mit Innophore, digitAAL Life und i4See haben wir schon starke Unternehmen im Haus, einige weitere werden folgen.

Es freut uns auch, mit dem Next Incubator einen starken Innovationsplayer eines großen Leitbetriebes, der Energie Steiermark, bei uns zu haben. Genauso wie die RLB Steiermark, die im Unicorn nicht nur mit Techhouse kooperiert, sondern sich auch direkt eingemietet hat, da sie sich als Bank stark dem Thema Innovation verschrieben hat. Letztendlich haben wir auch eine Kooperation mit der IV Steiermark, mit der wir ab Sommer starten.

Wir sehen schon jetzt, dass die aktive Bespielung der Mieter-Netzwerke Früchte trägt und ein starkes Ecosystem entsteht. Wir sehen unsere Aufgabe darin, das aktiv zu halten und auch mit den starken weiteren Akteuren am Standort und darüber hinaus zu kooperieren. Gerade im Bereich der Spin-off sehe ich kaum ein Projekt, in dem nicht zumindest zwei Unis/Forschungseinrichtungen involviert sind.

Auch wird auf Modern Ageing und demographischer Wandel fokussiert. Warum gerade diese, gibt es da in Graz bzw. der Steiermark bereits Schwerpunkte?

Der Schwerpunkt ist in der Diskussion schon in der Vorprojektphase entstanden. Wir wollten uns als Allgemeinuni nicht auf ein Tech-Fokusthema stürzen sondern haben eher einen ganzheitlichen Ansatz.

Das Thema Modern Aging & Demographic Change resultiert daraus, das es einiges an Forschung bei uns am Campus dazu gibt. Das reicht von Life Science bis zur Geisteswissenschaft. Ein sehr erfolgreicher Spin-off der Uni ist etwa The Longevity Labs, die direkt in dieses Feld fallen.

Wir sehen hier großes Problemlösungs- und Marktpotential für die Zukunft, das durch demografische Veränderungen entsteht. Das reicht von Gesundheit, über Technologie bis hin zu Services. Darauf wollen wir die ForscherInnen und auch Startups aufmerksam machen. Das bringt auch eine gute Ergänzung zu den traditionell starken Feldern in der Steiermark wie zum Beispiel der Humantechnologie oder der Umwelttechnologie.

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Das Unicorn in Graz soll sich über Mieteinnahmen sowie Fördermitteln der EU und des Landes Steiermark finanzieren. Werden die Förderungen einmal auslaufen bzw. muss man ab einem bestimmten Zeitpunkt komplett aus Mieteinnahmen leben?

Wir haben für die Errichtung der Infrastruktur eine vom Land Steiermark gehebelte EFRE-Förderung bekommen, die uns die Errichtung erst ermöglicht hat. Der Großteil ist aber Eigenfinanziert und wir haben vom Eigentümer (100% Universität Graz) die Aufgabe bekommen, diese Investition und den laufenden Betrieb auch zurück zu verdienen.  Wir sind auch wirklich Happy, dass das Rektorat und der Unirat dieses Projekt gestartet haben und mit vollem Commitment dahinter stehen.  Ich bin wirklich überzeugt, dass solche Einrichtungen wie das Unicorn Teil eines jeden modernen Unistandortes sein sollten.

Wann rechnet ihr damit, dass das Unicorn voll ist?

Wir sind jetzt zum Start sehr gut gebucht, die Shared offices sind zu 70% gebucht und damit über Plan, auch der Coworking-Bereich wird schon sehr gut nachgefragt. Ich rechne aufgrund der Natur von Startups mit einer gewissen Fluktuation, sodass immer Plätze frei sein werden. Wir sehen jetzt schon, das wir den geänderten Rahmenbedingungen mit hybriden Office-Konzepten und Remote- Startup Teams sehr entgegenkommen, da wir das in der Infrastruktur gut abbilden können.

Welche Ziele habt ihr euch gesetzt? Muss aus dem Unicorn auch mal ein Unicorn hervorgehen?

😊 Ja, ein Unicorn aus dem Unicorn ist schon ein Ziel, wobei wir Fans von Zebras & Unicorns sind. Wir wollen den Unternehmergeist in unserem Umfeld steigern, ob das in Spin-off, Startups, Innovationsprojekten in Unternehmen mündet ist dann eine andere Geschichte. Bei über 30.000 StudentInnen und 4.000 MitarbeiterInnen allein am Campus der Uni Graz sehe ich hier Wahnsinnspotential. Dazu kommen noch die engen und langjährig gelebten Kooperationen mit den anderen Akteuren am Standort.

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