Interview

ReGreen: „Viele Anbieter gehen mit dem Geld nicht sorgsam um.“

Die ReGreen-Gründer v.l.n.r.: Niko Moshammer, Christoph Rebernig, Karim Abdel Baky © ReGreen
Die ReGreen-Gründer v.l.n.r.: Niko Moshammer, Christoph Rebernig, Karim Abdel Baky © ReGreen

CO2 einsparen ist in Sachen Klimaschutz ein wichtiges Thema. Viele kenne es von Bus- oder Fluganbietern: Als Zusatzleistung kann der erhöhte Kohlendioxid-Ausstoß gleich online kompensiert werden. Fürs Auto oder das Motorrad gab es das noch nicht – und so starteten die jungen Gründer von ReGreen 2015 mit einer eigenen Online-Plattform. Dank Kompensationsrechner lassen lässt sich der CO2-Verbrauch per Mausklick berechnen – und auch sofort ausgleichen. Dafür hat das Start-up bereits eine Menge Auszeichnungen erhalten, beispielsweise den Sonderpreis des Mobility Awards des Hayek Institut,  den 1. Platz beim Businessplanwettbewerb Österreich oder den Sieg beim T-Mobile TUN Fond (alle 2014).

Wir haben die jungen Gründer des Start-ups zum Interview gebeten. Christoph Rebernig, der ReGreen gemeinsam mit Niko Moshammer und Karim Abdel Baky ins Leben gerufen hat, stand uns Rede und Antwort.

CO2-Kompensation auch fürs Auto

Trending Topics: Was macht ReGreen und wer steckt hinter dem Projekt?

Christoph Rebernig: ReGreen ist eine Firma, die es Privatpersonen und Firmen ermöglicht, ihren CO2-Ausstoß zu berechnen und über internationale und nationale Projekte wie Waldaufforstungen, Naturschutzgebiete etc. auszugleichen. Beim Fliegen gab es das schon, wir wollten es auch fürs Auto. Wir sind 3 Burschen zwischen 18 und 19 Jahren und besuchen eine HAK für Entrepreneurship und Unternehmensführung. Vor 3  Jahren haben wir in der Schule einen Businessplan, ein Konzept dafür entwickelt.

TT: Was ist das Neue an ReGreen und was macht ihr anders?

Rebernig: Andere Anbieter bieten den CO2-Ausgleich beim Bus und beim Fliegen schon an. Man muss aber sehr genau schauen, es gibt auch Negativbeispiele, also Anbieter, die mit dem Geld nicht sorgsam umgehen und wo man nicht weiß, was sie mit Geld machen, da es in Fonds geht. Wir achten auf Transparenz, bei uns gibt es nur sehr qualitativ hochwertige Projekte nach dem Gold-Standard. Der gilt als höchster Standard der Branche, das Geld kommt im Projekt an.

Wir glauben, es ist jetzt ein guter Zeitpunkt, der auch für Kunden interessant ist. Hofer schreibt ja z.B. auch schon auf Verpackungen drauf, wieviel CO2 eingespart.

Es gibt auch die Kritik, es sei ein Freikaufen. Das ist berechtigt. Andererseits ist es ein wichtiges Instrument, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Für uns stellt der Klimaschutz einen Prozess da: Erstens vermeiden, zweitens vermindern und als letzter Schritt die Kompensation der nicht vermeidbaren Emissionen.

TT: War es einfach als Start-up an das nötige Kapital zu kommen?

Rebernig: Für uns war es einfach, weil wir einen Mentor haben, der auch Business Angel ist und uns sein Know-how zur Verfügung stellt. Wir haben unsere GmbH 2015 als gründungsprivilegierte GmbH mit Hilfe von einem Business Angel gegründet. Dabei muss man 10.000 € Stammkapital einzahlen und in den nächsten Jahren auf 35000 € aufstocken. Es wurde aber bereits deutlich mehr eingezahlt, viele kleine Investoren (Family & Friends) haben sich beteiligt.

Wir arbeiten non-profit, aber nicht zertifiziert. Wir möchten unsere initial costs decken und nachhaltig wachsen. Wir haben keine Gewinnerzielungsabsicht, wollen aber irgendwann mal ein faires Gehalt für unsere Arbeit beziehen.

Geschäftsform & Kunden

TT: Warum wurde die GmbH als Rechtsform gewählt und nicht z.B. ein Verein gegründet, wenn das Ziel Non-profit ist?

Rebernig: Ein Verein darf nicht verkaufen, sondern nur Mitgliedsbeiträge sammeln. Wir haben uns für die GmbH entschieden, weil es ein langfristiges Projekt ist, mit nachhaltigen steuerlichen und rechtlichen Strukturen, wo wir etwaige Überschüsse drinnen lassen können. Das geht bei allen anderen Rechtsformen nicht, außer der AG, aber das wollten wir aus anderen Gründen nicht. Die GmbH hat zudem einen sehr fairen Steuersatz. Selbst wenn Geld übrigbleibt, können wir uns überlegen, was wir damit machen, wenn wir es in die GmbH investieren.

Mark Zuckerberg, der mit seiner Frau die Gewinne zu 99% in eine Stiftung, eine Limited fließen lässt, argumentiert sehr ähnlich. Es ist das nachhaltigste Modell, um Geld zu bündeln.
Wir verkaufen ein Produkt, es lässt sich rechtlich nicht als Spende zu deklarieren.

TT: War es ein Problem für euren Business Angel, dass ihr keine Gewinnerzielungsabsicht habt?

Rebernig: Unsere Investoren sind keine herkömmlichen. Venture Capitals sind knallharte Typen, die schauen, dass sie hohe Gewinne mit ihren Investments machen. Unser Business Angel ist sehr gemäßigt und an gesellschaftlicher positiver Auswirkung interessiert. Für ihn zählt der gesellschaftliche Mehrwert – aber auch er möchte ReGreen weiter wachsen sehen, damit sich der positive impact vergrößert.

TT: Welche Erfolge habt ihr bereits und wer sind eure Businesskunden?

Rebernig: Seit dem Start des Verkauf Mitte 2015 wurden bereits 550.000 km kompensiert. Zu unseren ersten Unternehmenskunden zählt der Biohof Adamah, der seine BioKistl CO2-neutral ausliefert, das Autohaus Denzel, das den Mitsubishi PHEV österreichweit mit 50.000 km CO2-neutraler Kilometerleistung ausliefert, sowie All I need, der Hersteller eines Fairtrade-Bio-Getränks, der sein Produkt vollkommen CO2-neutral produzieren und vertreiben will.

TT: All I need ist einer euer ersten Businesskunden. Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen?

Rebernig: Bei all I need geht es im Moment darum, die Gesamtheit aller Emissionen, die im Produktions- Administrations- und Vertriebsprozess entstehen, zu berechnen. Dieser Prozess nennt sich Carbon Footprint Calculation und ist in der Datenerfassung sehr aufwendig. Nachdem die Gesamtheit der ausgestoßenen Emissionen berechnet wurde, wissen wir, wieviel CO2 pro konsumierter Dose all I need ausgestoßen wird und können diese mithilfe von ökosozialen Klimaschutzprojekten ausgleichen. Um die CO2-Neutralität nach außen zu kommunizieren, wird auf die Dose ein kleines Siegel mit dem Schriftzug „CO2-neutral durch Kompensation by ReGreen“ gedruckt.

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