56,2 Millionen Dollar: Was die Ukraine mit den Krypto-Spenden kauft
So düster die Lage für die Ukraine im brutalen Angriffskrieg Russlands auch sein mag: Es zeigen derzeit international sehr viele Menschen Solidarität mit dem angegriffenen Land. Jeden Tag fließen große Mengen an Geld- und Sachspenden an Hilfsorganisationen, die vor Ort die dortige Bevölkerung sowie im Ausland die Geflüchteten unterstützen. Das zeigt sich auch in den Spenden, die Krypto-Besitzer:innen an das Land senden. Am Mittwoch standen diese bei einer Summe von 37,9 Millionen Dollar in Bitcoin und Co, am Freitag (4. März) liegen sie bereits bei 56,2 Millionen Dollar, berichtet Elliptic. Doch was passiert mit diesen digitalen Assets? Die Regierung hat hier durchaus ein ausgeklügeltes System, berichtet das Magazin Slate.
Ukraine wandelt Assets durch Krypto-Fonds in Fiat um
Auf Twitter haben die Regierungs-Accounts mehrere Adressen geteilt, an die Bitcoin und Co gesendet werden können. Laut dem ukrainischen Ministerium für digitale Transformation hat der „Crypto Fund of Ukraine“ die damit verbundenen Wallets eingerichtet. Diesen Fonds hat die Kiewer Krypto-Börse Kuna ins Leben gerufen. Er sammelt, hält und tauscht die Kryptowährung in Fiat um, sagte das Ministerium gegenüber Slate.
„Der Krypto-Fonds fungiert buchstäblich als Krypto-Bank für die Regierung, um die ukrainischen Streitkräfte gegen die russische Invasion zu finanzieren. Mit diesem Geld hat der Krypto-Fonds der Ukraine Wärmebildkameras, Drohnen, Wärmesichtbrillen und andere militärische Ausrüstung gekauft, die die ukrainischen Verteidiger benötigen“, zitiert Slate das Ministerium für digitale Transformation. Trotz der Volatilität von Bitcoin und Co haben Kryptowährungen demnach einen tatsächlich hohen Wert für die Ukraine.
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Mehr als 106.000 Krypto-Spenden
Die ukrainische Regierung – und die NGO Come Back Alive, die das Militär unterstützt – haben seit dem Beginn der russischen Invasion mehr als 106.000 Krypto-Spenden gesammelt. Darin enthalten sind eine Spende des Polkadot-Gründers Gavin Wood in Höhe von 5,8 Millionen Dollar und ein CryptoPunk NFT im Wert von über 200.000 Dollar. Derzeit kann die Regierung Unterstützung in Form von Bitcoin, Ethereum, USDT, Polkadot, Solana und sogar Dogecoin empfangen.
Der Großteil der bisher eingegangenen Spenden kam in Form von Bitcoin und Ethereum, obwohl auch US-Dollar-Stablecoins einen bedeutenden Anteil ausmachen. Aber es werden nicht nur Coins gespendet. Viele Krypto-Fans senden auch NFTs auf das Ethereum-Konto der ukrainischen Regierung. Ein solcher NFT hat einen Wert von etwa 300 Dollar. Kryptoasset-Fundraising-Kampagnen zur Unterstützung des ukrainischen Militärs gibt es auch außerhalb der Ukraine. UkraineDAO zum Beispiel ist eine dezentralisierte, autonome Organisation, deren Ziel es ist, Ether zu sammeln, die an Come Back Alive gehen sollen.
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„Klassische Spenden“ sind noch deutlich höher
Zwar sind die Krypto-Spenden, die bisher an das angegriffene Land gingen, sehr beeindruckend. Jedoch sind sie kein Vergleich zu den „klassischen“ Spenden in Fiat-Währungen. Alleine in Österreich hat laut der Caritas der Spendenaufruf der Stiftung Nachbar in Not in nur fünf Tagen 6,7 Millionen Euro an Spenden eingebracht. In Deutschland hatten der Verein „Bündnis Entwicklung Hilft“ und die „Aktion Deutschland Hilft“ am Mittwoch bereits mehr als 34 Millionen Euro für die Ukraine eingesammelt, berichtet die FAZ.
Doch noch deutlich größer sind die Summen, die Staaten selbst bereitstellen, um der Ukraine zu helfen. Besonders die USA stechen hier hervor. Vergangenes Wochenende hat Präsident Joe Biden laut Reuters das Außenministerium dazu aufgefordert, der ukrainischen Regierung Militärhilfe im Wert von 350 Millionen Dollar zu geben. Die Lieferung soll verschiedene Waffen, darunter Panzerabwehr-Geschütze, sowie schusssichere Westen enthalten. Ebenso bittet das Weiße Haus CNBC zufolge den US-Kongress derzeit um die Genehmigung von weiteren zehn Milliarden Dollar für humanitäre Hilfe. Insgesamt ist die finanzielle Unterstützung für die Ukraine groß. Die zahlreichen Sachspenden aus europäischen Ländern sind außerdem hier gar nicht eingerechnet.