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Inside Bikemap: Die Wiener App-Schmiede der Fahrrad-Nerds

Bikemap gibt es als Projekt bereits seit 2007. Zehn Jahre nachdem die Hobbyradler Christof Hinterplattner und Helge Fahrnberger eine Plattform zum Austausch guter Bike-Routen ins Leben gerufen haben, gibt das 2014 gegründete Jungunternehmen heuer richtig Gas: Im Frühjahr gab es einen Wechsel in der Chefetage. Statt Hinterplattner leitet nun Matthias Blazanovic Bikemap gemeinsam mit einem Team aus „Fahrrad-Verrückten“, wie er selbst sagt.

Er hat nicht nur das Team neu aufgestellt, sondern auch eine neue Finanzierungsrunde in sechsstelliger Höhe unter dem Lead von Speedinvest abgeschlossen. 1,5 Millionen Radler nutzen die Bike-Routen-App und können damit rund 3,6 Millionen Routen weltweit nachfahren. Wir haben den neuen CEO Blazanovic im Büro in Wien besucht und mit ihm über die Neuausrichtung von Bikemap gesprochen.

Trending Topics: Wo steht ihr mit eurer Bikemap-App gerade?

Matthias Blazanovic: Ende 2014 haben wir die GmbH gegründet und begonnen, das Produkt ernsthaft weiterzuentwickeln und auf andere Plattformen zu bringen wie iOS, Android, Wearables, Apple Watch und in Zukunft auch die Garmin-Geräte. Mittlerweile sind wir bei 1,5 Millionen Nutzern.

In der App kann man 3,6 Millionen Fahrradrouten browsen und nach individuellen Vorstellungen filtern: ist man Mountainbiker, Rennradfahrer, wie fit ist man und wieviele Höhenmeter will man absolvieren. Die ausgewählte Route kann man mit der App dann nachnavigieren. In der App gibt es also auch eine klassische Sprachnavigation. Das coolste Feature ist aber die Offlinefunktion. 30 Sekunden nachdem eine Route hochgeladen wurde, können andere Nutzer sie speichern, nachnavigieren und offline verwenden. Das spart Akku und macht unabhängig vom Mobilempfang. Das ist sogar bei uns am Kahlenberg schnell ein Thema, Mountainbiker kennen das Problem.

Wie schaut euer Geschäftsmodell aus?

Wir haben derzeit ein B2C Subscription Modell. Wir haben aber auch B2B Revenues über Werbedeals, zum Beispiel mit Schweiz Tourismus oder Tirol Werbung. Das ist unser zweites Standbein. Unsere Zielgruppe, der 45+-jährige Tourenfahrer, der dafür auch viel Geld ausgibt, ist sehr interessant für den Tourismus. Unser Hauptfokus ist aber das B2C-Modell, das wir in Zukunft stark ausbauen werden. Wir setzen zum Beispiel auf den E-Bike-Trend. Ein großes Thema bei uns: wie komme ich Akku-sparend von A nach B. Das werden wir schon bald als Premium-Feature implementieren.

Woher kommen die Daten, die ihr verwendet, die Routen, POIs?

Bikemap ist schon immer eine Community gewesen und wir haben viel user-generated Content. Wir haben aber auch kuratierten Content, etwa offizielle Radrouten wie den Donauradweg oder Tour-de-France-Etappen. Es kommen jeden Tag bis zu 5.000 neue Fahrradrouten auf Bikemap dazu – über Apple Watch, über Smartphones oder per Upload einer gpx-Datei. Wir arbeiten auch mit der Open Cycle Map zusammen. Das ist die beste Open Source Fahrradkarte der Welt. Dort speisen wir die Daten, die wir generieren auch wieder zurück.

Ihr habt kürzlich ein Investment in sechsstelliger Höhe bekommen, was habt ihr mit dem Geld vor?

Das ist eine Bridgeround, die wir mit unseren bestehenden Investoren abgeschlossen haben. Das wird uns bei der Weiterentwicklung bis in die nächste Saison helfen. Wir investieren derzeit vor allem in Entwickler und ich bin stolz darauf, dass unser gesamtes Team ziemlich Fahrrad-verrückt ist. Wir geben nach wie vor kein Geld für Marketing aus, wir wachsen nur organisch und das sehr stark.

Warum war der Wechsel im Führungsteam notwendig?

Das war ein lange vorbereiteter Schritt, den wir Anfang dieser Saison gesetzt haben. Der ehemalige CEO, Christof hinterplattner, und ich haben schon in den letzten zwei Jahren alle wesentlichen Entscheidungen gemeinsam getroffen. Ich war schon als COO stark in die Gestaltung eingebunden. Christof ist nach wie vor in einer beratenden Funktion an unserer Seite – er hat sehr viele Kontakte in der Branche. Uns war bei der Übergabe wichtig, dass das Führungsteam aus Leuten besteht, die selbst viel Radfahren, die das Thema verstehen und auch ein bisschen Schmieröl auf den Fingern haben.

Welche Märkte sind bei der Internationalisierung besonders spannend für euch?

Das entscheiden unsere User und die sind weltweit sehr aktiv. Wir haben zum Beispiel in Taiwan mehr als 70.000 User und wir sind auch in den USA sehr stark. Wir haben in mehr als hundert Ländern jeweils tausende Routen, es gibt also sehr viele interessante Märkte. Der Fokus liegt aber ganz klar auf der Südhalbkugel, weil wir ein saisonales Business haben. Derzeit sind wir im DACH-Raum stark und wir merken, dass die Leute ab Oktober das Rad im Keller stehen lassen. Sobald es kalt wird, wird nicht so viel Fahrrad gefahren. Diese Saisonalität wollen wir ausgleichen. Südostasien ist ein spannender Markt für uns, auch was das Thema Sharing Bikes betrifft. Wir setzen auch bewusst an der Westküste der USA Akzente, auch, weil dort interessante Investoren sitzen.

Wie habt ihr vor mit neuen Trends wie E-Bikes udn Bike-Sharing umzugehen?

Ich bin für diese Trends extrem dankbar. In der Stadt sind sehr viele Wege besser zurückzulegen als mit dem Auto. Das wissen auch die Stadtregierungen, die international versuchen, die Infrastruktur für Sharing-Bikes und E-Bikes in den Städten zu verbessern. Dieser Trend ist für uns Gratis-Marketing. Wir sind als Bikemap quasi einzigartig in der Lage, für diese Usecases spannende Karten bereitzustellen. Das heißt, wir werden E-Bike-Karten haben und Sharing-Bike-Karten. Die vielen Sharing-Anbieter der Zukunft werden sich bei uns integrieren und dort mit eigenen POIs vertreten sein. Dann könnte man einen Sharing-Anbieter auch direkt über Bikemap buchen.

Wie schaut die Zukunft eures B2B-Produktes aus?

Das ist genau damit verbunden. Unser Treibstoff ist sicherlich B2C, weil wir von den Routen unserer User abhängig sind. B2B-Revenues sind derzeit sehr stark Marketing-getrieben. Das wird sich immer mehr wandeln in B2B-Revenues, die auf Daten fokussieren. Da geht es zum Beispiel um Routing-Intelligence – man kann zum Beispiel anhand einer Zeitachse sehen, wann in einer Stadt wo besonders viel Radgefahren wird. Diese Daten sind auch aus Planungssicht interessant. Der zweite große B2B-Channel wird die Einbindung von Sharing-Anbietern sein.

Was ist für dich die schönste Fahrradroute in Österreich?

Für mich persönlich der Donauradweg bis nach Greifenstein. Den fahre ich derzeit etwa dreimal die Woche. Es ist Hauptsaison, wir sitzen viel im Büro. Wir schauen, dass wir viele Fahrradausflüge machen. Man muss nur zehn Minuten aus der Stadt fahren und ist in den Donauauen mit wahnsinnig schöner Natur und toll ausgebauten Radwegen. Das ist für mich ein super Ausgleich.

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