Interview

Erste-Group-Chef: „Fintechs leisten einen guten Beitrag dazu, dass Services besser werden“

Erste-Group-Chef Andreas Treichl. © Erste Group
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Als 1819 die erste österreichische Spar-Casse in Wien gegründet wurde, war der erste Kunde ein zwölfjähriges Mädchen. Sie kam aus ärmlichen Verhältnissen und bekam das erste Sparbuch mit einer Stiftungseinlage von zehn Gulden als Starthilfe für ein besseres Leben. Für die damalige Zeit war ein Sparbuch etwas völlig Neues – das Gros der Menschen musste ohne auskommen.

2019 nun feiern die Erste Bank und Sparkassen ihr 200-Jahre-Jubiläum. Galt 1819 das Sparbuch als disruptive Innovation, das es einer breiteren Masse erlaubte, etwas mit ihrem Geld anzufangen anstatt es nur auszugeben, sind es 200 Jahre später vor allem Fintech-Innovationen, die die Bank mit 3,6 Millionen Kunden vorantreibt. Das Online-Banking George zählt mittlerweile rund vier Millionen Nutzer und ist derzeit in den Märkten in Österreich, Rumänien, Tschechien und Slowakei verfügbar – weitere Erste-Group-Märkte folgen.

Im Interview mit Trending Topics spricht Andreas Treichl, CEO der Erste Group, über Fintech, Challenger-Banken und Künstliche Intelligenz.

Trending Topics: Herr Treichl, so genannte Challenger-Banken wie N26 und Revolut sammeln immer mehr Nutzer und Investoren. Was halten Sie von dieser Fintech-Revolution, wie Sie oft bezeichnet wird?

Andreas Treichl: Diese Fintechs haben einen großen Vorteil: Sie haben keine so genannten Legacy-Systeme, machen sehr gutes Marketing und decken Teile des Bankgeschäfts sehr gut und attraktiv ab. Startups und Fintechs sind sexy und bekommen Geld von Investoren. Mir gefällt das extrem gut. Ich glaube aber nicht, dass viele davon ins volle Bankgeschäft einsteigen werden, weil die Regulierung für Fintechs oft nicht bezahlbar ist. Wenn sich Fintechs voll MiFID II (Markets in Financial Instruments Directive II, seit Anfang 2018 in Kraft, Anm.) unterwerfen müssen, dann wird das Geschäft für sie wesentlich weniger attraktiv.

Können Fintechs und Challenger-Banken den traditionellen Banken gefährlich werden?

Ich mache mir weder um Fintechs noch um die großen Digitalfirmen große Sorgen, dass sie wirklich so etwas sein wollen wie wir. Aber sie werden uns sehr lange auf Trab halten, weil sie mit effizienten Strukturen in viele Produkte hinein investieren können.

Wie reagiert die Erste Group auf die jungen Mitbewerber?

Für uns als Bankenbranche ist das extrem gut. Mit manchen von ihnen werden wir kooperieren, und mit manchen werden wir in Konkurrenz bleiben. Dass sich manche wirklich zu vollen Konkurrenten von uns entwickeln, glaube ich nicht. Wir haben wirklich gute Betreuer, denen Menschen das Vertrauen schenken, wenn sie wirklich ein Problem haben – das sehe ich bei N26 und Co nicht. Da tut eine 200 Jahre lange Geschichte gut.

Insgesamt kann man über Fintechs jedenfalls sagen, dass sie einen guten Beitrag dazu leisten, dass Services in der Zukunft besser sein werden. Manche werden untergehen, manche werden aufgekauft werden, manche werden bestehen bleiben.

Sie sagen, dass manche Challenger-Banken aufgekauft werden. N26, Monzo, Revolut – Investoren bewerten diese Startups bereits mit Milliarden Euro. Eine Übernahme wäre sehr teuer.

Die Milliardenbewertungen im digitalen Bereich sind relativ großen Schwankungen unterworfen. Da muss man nur den richtigen Zeitpunkt abwarten, um dann zuzuschlagen. Es geht sehr schnell bergauf, aber auch sehr schnell wieder bergab.

Die Erste hat bereits vor mehreren Jahren das Online-Banking George gestartet. Wie viel wird da investiert? Und gibt es Pläne, mit George in weitere Märkte zu expandieren?

Wir müssen uns darauf einstellen, dass einmal alle unsere Kunden ihre Bankgeschäfte digital abwickeln werden. Wir stecken deswegen all unsere Finanzierungskraft in George hinein, um es zu einem vollständigen digitalen Finanzberater für alle zu machen. Wenn wir damit so weit sind, können wir damit in andere Länder gehen. Unsere zweite wichtige Investition wird in unsere Mitarbeiter sein. Da können uns diese ganzen Tech-Unternehmen nicht das Wasser reichen.

Im Online-Banking George können seit kurzem Transaktionen von Konten anderer Banken angezeigt werden. Wie entwickelt sich diese Strategie?

Wir bekommen nicht viele Anfragen von Dritten, dass wir unsere Daten weitergeben. Nachdem wir eine offene Plattform haben und auf George auch die Konten von anderen Banken raufladen können, haben wir wesentlich mehr Anfragen hinein als umgekehrt.

Sie haben auch gesagt, dass George als digitaler Finanzberater mit Künstlicher Intelligenz arbeiten soll. Es gibt aktuell eine große Diskussion rund um den Verlust von Arbeitsplätzen durch zunehmende Automatisierung. Was bedeutet Künstliche Intelligenz für die Jobs der Zukunft im Bankenbereich?

Nehmen Sie eine Allegorie aus der Medizin. Wenn in Zukunft eine Operation von einer Künstlichen Intelligenz gemacht wird, werden trotzdem sehr viele Menschen notwendig sein, um die Künstliche Intelligenz zu bedienen und zu kontrollieren, ob alles ok ist. Wir werden in der Zukunft weiter Betreuer, Krankenschwestern und Ärzte brauchen, die aber andere Qualifikationen haben. Leute, die an der Kassa stehen und Geld zählen, wird es einmal nicht mehr geben. Die Positionen werden sich ändern. Der Anteil der Personalkosten an unseren Gesamtkosten wird sich deswegen nicht so dramatisch ändern.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen Erste Bank & Sparkassen und Trending Topics.

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