30 Jahre

Happy Birthday, GIF: Wie ein Bild-Format zur Ikone der Internet-Kultur wurde

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1987 war das Jahr, in dem Michail Gorbatschow und Ronald Regean den INF-Vertrag zum vollständigen Abbau der Nuklearwaffen unterzeichneten, der ETA-Terror in Spanien tobte und Matthias Rust mit einer Cessna auf dem Roten Platz in Moskau landete. Es war aber auch das Jahr, in dem es einem Entwickler-Team um Steve Wilhite der Internetpioniere von CompuServe gelang, Bilder mit minimalem Datenverlust zu komprimieren. Wilhite gab dem Format den Namen GIF. Die Abkürzung steht für „Graphical Interchange Format“. Wilhite selbst spricht es übrigens eher wie „jif“ aus. Da diese Intonation aber an eine berühmte Erdnussbutter-Marke aus den USA gleicht, setzte sich die Aussprache mit einem harten „G“ durch.

Die 90er: Tanzende Babys und Hamster

In den frühen 90ern dominierte Marc Andreesens Browser Netscape das Internet, Comic Sans war eine beliebte Schriftart und an allen Enden loderten die „Under construction“-Schriftzüge über die leeren Seiten. Auf den bereits existenten Seiten drehten sich Dollarzeichen um die eigene Achse, Comicfiguren jagten sich und Logos verformten sich zu konvexen Kunstwerken. Das GIF war also ein immanenter Bestandteil der frühen Jahre.   Es gab auch die ersten wirklich prominenten GIFs, die das Internet im Sturm nahmen – etwa das tanzende Baby (sieht heute ziemlich creepy aus.) Ein anderes frühes GIF-Meme waren die tanzenden Hamster, die dem Kunststudenten Deidre LaCarte 1998 zu kurzem Ruhm verhalfen.

Die 2000er: Web 2.0 und Britney Spears

Das Webdesign entwickelte sich in den frühen 2000er-Jahren rasant weiter. Die GIFs gerieten ein wenig in Vergessenheit. JavaScript, Flash Animationen und andere deutlich bessere Tools um Videos und Bilder zu versenden, ließen das kleine Format etwas in den Hintergrund rücken. Als sich Mitte des Jahrzehnts das Internet den schmuddeligen Jogginganzug auszog und sich elegantere Grafik-Lösungen durchsetzten, begann der Siegeszug des Web2.0. Je weiter sich die Ansätze von MySpace, YouTube und Facebook verbreiteten, desto weniger wollten sich Menschen durch flash-animierte Frontpages klicken. 2004 waren die meisten Lizenzen für die GIFs ausgelaufen und das Format wurde öffentliches Eigentum. Die Technologie hinter den Smartphones ließ keine Flash-Animationen zu, Photoshop setzte sich durch. So fand das GIF erneut seinen Weg zu den Massen. Tumblr, Reddit und Twitter, die in den Jahren 2005 bis 2007 das Internet bereicherten, sorgten endgültig für die Wiederauferstehung der GIFs.

Es ist historisch nicht verbrieft, aber als der heutige Schauspieler und Porno-Darsteller Chris Crocker 2007 seine Bestürzung über den öffentlichen Umgang mit der Pop-Ikone Britney Spears zum Ausdruck brachte, wurde das Reaction-GIF geboren.

Heute: GIFs sind Kunst und Kultur

Zu Beginn der 2010er Jahre waren es die Haustiere, die zu einem scheinbar unendlichen Strom neuer GIFs sorgten. Der Cat-Content überflutete die sozialen Medien bis zur Unkenntlichkeit. Heute sind Reaction-GIFs ein bedeutender Teil der Internet-Kultur. Kein anderes Format erlaubt die Abbildung der eigenen Emotion zu einem Thema detaillierter und ironisch überhöhter darzustellen. Plattformen wie Twitter und Slack erlauben die direkte Einbindung des Formats über Giphy oder gfycat. 2013 stellte Tumblr den Spieledesigner Roger Von Biersborn als ersten offiziellen GIF-Künstler an.  Während wichtige GIF-Träger wie Tumblr und Reddit Schwierigkeiten haben ihre Relevanz aufrecht zu erhalten, wächst und wandelt sich gemeinsam mit dem Internet. Das Format ist nicht von seinen Träger abhängig. Auch wenn Vine das Zeitliche segnete, bleibt das GIF anpassungsfähig. So ist auch der Schritt von Facebook im vergangenen Jahr setzte: User können seitdem GIFs in den Kommentaren posten. In diesem Sinne. Alles Gute, GIF. Auf die nächsten 30 Jahre.

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