Interview

Hightech-Inkubator accent: „Niederösterreich ist ein Land der Hidden Champions“

accent-Geschäftsführer Michael Moll. © accent
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Das Satellitenantriebs-Startup Enpulsion oder das MedTech-Startup Permedio sind nur zwei der vielen Erfolgsgeschichten, die in Niederösterreich geschrieben wurden. Das accent ist der Tough-tech-Inkubator des Landes Niederösterreich und hilft zahlreichen wissenschaftlichen Projekten als Startups beim Markteintritt. „Die Projekte kommen meistens noch als Ideen zu uns“, sagt accent-Geschäftsführer Michael Moll im Gespräch mit Trending Topics. Moll arbeitet bereits seit 15 Jahren mit Startups und spricht im Interview mit Trending Topics über den Fokus von accent und Herausforderungen in der Phase, in der Projekte zu Startups werden.

Trending Topics: Welche Startups nimmt accent auf?

Michael Moll: Wir sind offen für Projekte aus der ganzen Welt. Wir haben Teams aus Deutschland und sogar Kalifornien aufgenommen. Die meisten Projekte kommen von den großen Universitäten des Wiener Raums sowie dem AIT, mit dem wir ebenfalls eine langjährige Kooperation pflegen. Wir sind auch in engem Kontakt mit den wichtigsten wissenschaftlichen F&E Institutionen in der Region. Einzige Voraussetzung für die accent Betreuung, das Startup muss den Standort und den Schwerpunkt der Tätigkeit in Niederösterreich haben. Das die Startup-Teams oftmals international verteilt sind liegt jedoch in der Natur der Sache.

Wo liegt der inhaltliche Fokus bei accent?

Wir haben einen Schwerpunkt auf Technologie-Startups und bis auf wenige Ausnahmen sind alle im B2B-Bereich angesiedelt. Niederösterreich ist ein Land der Hidden Champions. Wir suchen Startups so aus, um aus Ihnen die Hidden Champions von morgen zu machen. Das sind Startups mit einer hohen Technologie-Tiefe, die mit ihrem Produkt einen Nischenmarkt besetzen werden, und in dieser Nische eine internationale Vormachtstellung erreichen sollen.

Vor welchen Herausforderungen stehen diese Unternehmen ganz am Anfang?

Diese Startups haben in der Regel eine sehr hochwertige Technologie, die sie an einer Universität entwickelt haben. Sie brauchen Unterstützung, um von dieser Technologie zu einem Produkt zu finden. Die Themen Markt und Marketing sind ebenfalls sehr wichtig. Ein ganz wichtiger Punkt ist natürlich immer auch die Finanzierung. Wie kommt man an die richtigen Förderungen und die richtigen Finanzinvestoren? Wir arbeiten in diesem Bereich auch eng mit dem Senat der Wirtschaft zusammen – dort halten wir schon in einer sehr frühen Phase nach strategischen Partnern Ausschau. Wenn ein Startup zum Beispiel im Bereich Energie tätig ist, haben wir über den Senat der Wirtschaft Zugang zu großen Playern wie EVN oder Verbund.

Welche ganz konkrete Hilfe bekommen Startups bei accent?

Die Workshops differenzieren sich stark von Massenworkshops und sind stark maßgeschneidert für die jeweiligen Startups. Experten aus unterschiedlichen Bereichen arbeiten mit maximal drei bis vier Startups in einer Gruppe von sechs bis zehn Leuten. Das ermöglicht eine sehr intensive Arbeit an den jeweiligen Projekten. So gibt es zum Beispiel eine eigene Schulung zum Thema Founders-Agreement. Das ist eine Art vorgezogener Gesellschaftsvertrag. Unsere Erfahrung hat immer wieder gezeigt, dass Startups sich voller Motivation zusammenfinden aber oft viel zu spät darüber sprechen, wer welche Anteile, Rechte und Pflichten im Unternehmen bekommen soll. Mit dem Founders Agreement stellen wir diese Fragen sehr frühzeitig.

Wir haben auch einige starke Kooperationen mit internationalen wissenschaftlichen Institutionen. So sind wir zum Beispiel der österreichische CERN Partner (Business-Incubation-Center of CERN Technologies). Damit geben wir unseren Startups die Möglichkeit, auf CERN-Know-How zuzugreifen. Dieses CERN Knowhow ist sehr breit gefächert und reicht von Kälte und Magnet-Technologien über Big Data bis hin zu Sensorik und Materialforschung – da ist für viele Startups etwas dabei.

Woran können Startups in dieser frühen Phase scheitern?

Gerade bei Gründern, die aus der Wissenschaft kommen, scheitert es aus meiner Sicht oft einerseits vielleicht an diesem letzten Quäntchen Mut die wissenschaftliche Karriere gegen das Unternehmertum einzutauschen. Auch die wissenschaftlichen Institutionen könnten die Gründer aus Ihren Reihen besser bei der Ausgründung unterstützen. Wenn ich mir anschaue, was es für Forschungsgruppen an der TU, am AIT oder anderen großen Unis wie der BOKU gibt und was da für geniale Technologien entwickelt werden, ist die Ausgründungsquote leider sehr gering. Das liegt vielleicht daran, dass bei uns der Gegensatz zwischen Wissenschaft und Wirtschaft noch immer sehr stark ist. Die meisten entscheiden sich entweder für eine wissenschaftliche Karriere oder eine in der Privatwirtschaft. Der Schritt in die Privatwirtschaft ist für viele immer noch eine große Hürde

Wie hat sich die Startup-Szene aus ihrer Sicht in den letzten 15 Jahren verändert – was ist leichter geworden, was vielleicht schwieriger?

Was sich massiv geändert hat ist, dass viele Studenten heute ein Startup gründen wollen. Es ist ein hippes Thema geworden und dank Sendungen wie „2 Minuten 2 Millionen“ sehr öffentlichkeitswirksam und attraktiv. Das war vor 15 Jahren noch nicht der Fall. Damals ist man eher zu großen Unternehmen gegangen, um Karriere zu machen. Auch die Unterstützungsmöglichkeiten von staatlicher und privater Seite sind massiv besser geworden.

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