Hintergrund

Polygon: Web3-Aufsteiger muss Corporates und Klimaschutz unter einen Hut bringen

Das Polygon-Gründer-Team. © Polygon Labs
Das Polygon-Gründer-Team. © Polygon Labs

„It’s time to build“, lautet das Motto für viele in der Krypto-Industrie im Krypto-Winter. Und wenn ein Projekt die Bären-Phase im Markt ausnutzt, dann ist das Polygon. Waren in den vergangenen Jahren die Ethereum-Herausforderer Solana, Cardano, Polkadot und Avalanche zeitweise im Fokus der Investor:innen, so scheint 2023 das Jahr von Polygon zu sein. Zumindest, was die Corporate-Nutzer angeht. Denn die Liste der bekannten Brands auch über dem Krypto-Universum hinaus wird immer länger.

Dabei ist Polygon unter dem ehemaligen Namen Matic Network Ende 2017 eigentlich gestartet, um ein ureigenes Problem der Blockchain-Industrie zu lösen. 2017 grassierte der ICO-Hype. Die vielen neuen Projekte und Startups verstopften die Ethereum-Blockchain mit immer neuen (und heute größtenteils wertlosen) ERC-20-Token, was die Netzwerkgebühren in die Höhe trieb. Eine Truppe von vier findigen Entwickler aus Mumbai in Indien – Jaynti Kanani, Sandeep Nailwal, Anurag Arjun und Mihailo Bjelic wollte dem Abhilfe verschaffen. Eine neue Layer-2-Lösung, eine Sidechain, sollte die Skalierungsprobleme lösen.

Ethereum-Sidechain senkt Transaktionskosten drastisch

Mit den Sidechains sollen Web3-Entwickler:innen ihre Transaktionsgebühren bei Ethereum enorm verbilligen können – und in Folge gleich viel mehr Transaktionen durchführen können. Polygon ist für Ethereum in etwa also das, was das Lightning Network für Bitcoin ist. Polygon Labs zufolge würde eine Transaktion über die Sidechain lediglich 0,015 Dollar kosten – direkt bei Ethereum bezahlt man derzeit im Schnitt 0,8 Dollar, also das 50-fache. Mittlerweile sprechen die Polygon-Macher davon, dass 220 Millionen Wallet-Adressen und mehr als 2,45 Milliarden Dollar an Transaktionsvolumen verzeichnet wird. 1,76 davon gehen auf NFTs zurück – was dann auch zeigt, wo (bisher) der Fokus bei Polygon lag und liegt.

Künftig soll technisch noch mehr möglich werden. Bei Polygon steht mit „zkEVM“ ein technisches Upgrade an, das derzeit getestet wird. Es verspricht Massentransfers in einer einzigen Transaktion und damit noch einmal 90 Prozent Kostenersparnis für Entwickler:innen. „zk“ steht kurz für „Zero Knowledge“, und EVM kurz für „Ethereum Virtual Machine“ – und zusammen soll die Verschlüsselungstechnologie noch einmal mehr Turbo auf die Layer-2-Lösung bringen. Das soll zwei Dinge verdeutlichen: Polygon für massenhaft genutzte Web3-Anwendungen noch einmal attraktiver machen – immerhin will man so etwas wie Amazon Web Services fürs Web3 werden. Und andererseits wird versucht, in der Klimakrise die Ressourcen schonende Art der Blockchain-Verarbeitung zu betonen.

Mittlerweile ist die Liste an Corporates und Organisationen, die auf Polygon setzen, ziemlich prominent:

  • OpenSea: Unterstützung für NFTs auf Polygon
  • WWF: NFTs für bedrohte Tierarten; Metaverse-Projekt für WWF Deutschland über bedrohte Tierarten
  • Reddit: Avatare als NFTs
  • Samsung: Streaming-Projekt fürs Web3
  • Starbucks: Treueprogramm für Kund:innen (Beta)
  • Robinhood: Web3-Wallet in Kooperation mit Polygon
  • Instagram: Unterstützung für NFTs auf Polygon
  • Mastercard: Accelerator für Web3-Musik gemeinsam mit Polygon
  • Rarible: Unterstützung für NFTs auf Polygon
  • Magic Eden: Integration von Polygon-NFTs

Polygon schreibt sich ReFi auf die Fahnen

Genau, richtig gelesen. Neben den NFT-Plattformen OpenSea, Magic Eden und Rarible sowie den (Digital-)Corporates Samsung, Mastercard, Instagram und Reddit setzt auch mit dem WWF eine der führenden Umweltschutzorganisationen der Welt auf Polygon. Das geht mittlerweile soweit, dass das Team den Begriff „ReFi“ (kurz für Regenerative Finance) für sich geprägt hat. „Regenerative Finanzierungen, kurz ReFi, versprechen, schwerwiegende Umweltprobleme anzugehen, indem sie negative externe Effekte für die Märkte lesbar machen und soziale Ziele mit wirtschaftlichen Anreizen durch technologische Lösungen verbinden – die nur über die Blockchain-Technologie und Netzwerke wie Polygon verfügbar sind“, heißt es aus dem Unternehmen.

Da wird nun angeteasert, das bald auch Zertifikate für CO2-Entfernung, Abfallvermeidung oder dezentral erzeugte Energie auf Polygon laufen können. Ein Beispiel ist KlimaDAO für CO2-Zertifikate auf der Blockchain, die sich frühzeitig für Polygon entschieden. Bisweilen sind Blockchains wegen den hohen Stromkosten bei der Block-Berechnung (Stichwort Proof of Work) in die Kritik gekommen. Polygon selbst läuft seit jeher unter Proof of Stake, war aber trotzdem immer von Papa Ethereum abhängig. Durch dessen Wechsel auf PoS im Vorjahr kann man bei Polygon aber behaupten, dass die verursachten CO2-Tonnen drastisch reduziert wurden. Man sei nun CO2-neutral und auf dem Weg, sogar CO2-negativ zu werden.

Klar ist aber auch, dass Polygon es am Ende doch stark mit dem klassischen VC-Geschäft verbandelt sind. Bisher investierten Sequoia Capital, SoftBank, Galaxy Digital von Michael Novogratz, Tiger Global, Republic Capital, Binance oder Coinbase zusammen mehrere hunderte Millionen Dollar in Polygon. Auch hier wird klar: Die Layer-2-Lösung wird die Gratwanderung zwischen Corporate-Anforderungen und Klimaschutz weiter meistern müssen.

Polygon: Investor:innen-Rennen ums Web3 bringt neues Krypto-Unicorn

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