Aktienhandel

WallStreetBets vs. Robinhood: Nutzer klagen, Neobroker holt noch eine Milliarde Dollar

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An den digitalen Aktienmärkten überschlagen sich derzeit die Ereignisse. Am Donnerstag haben die Trading-App Robinhood und andere Anbieter den Kauf von Aktien von Gamestop (GME), AMC, BlackBerry, Nokia und anderen Unternehmen gestoppt. Zuvor war es, angetrieben durch das Reddit-Forum WallStreetbets, zu massiven Zukäufen durch viele Kleinanleger gekommen. Diese wollten damit Hedge-Fonds, die auf den Absturz eben jener Aktien durch Leerverkäufe („Shortselling“) wetteten, eines auswischen.

Die Reaktion folgte prompt. Die WallStreetBets-Anhänger fluteten den Play Store von Google mit hunderttausenden 1-Stern-Bewertungen für die App (Google ließ fast 100.000 dieser Bewertungen wieder löschen) und formierten sich zu einer Sammelklage gegen Robinhood. Der Vorwurf: Das Fintech hätte den Markt manipuliert, weil es „absichtlich, vorsätzlich und wissentlich die Aktie GME inmitten eines beispiellosen Aktienanstiegs von seiner Handelsplattform entfernt und dadurch Kleinanleger der Möglichkeit beraubt“ hätte, am offenen Markt zu investieren“.

Die Story packt derzeit viele. Schon allein, dass eine Gruppierung, die sich als Bewegung des kleinen Mannes gegen eine milliardenschwere Trading-App namens Robinhood wendet, „WallStreetBets“ heißt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Manche Beobachter meinen sich an die „Occupy wall Street“-Bewegung erinnert – und die Slogans von Robinhood, man wolle den Zugang zu den Finanzmärkten demokratisieren, werden nun hämisch kommentiert.

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Die Connection zu Citadel

Die Vorwürfe gegen Robinhood gehen noch weiter: Nutzer fühlen sich auch deswegen betrogen, weil die App-Macher die Orders über Market Makers und große Firmen wie Citadel abwickelt. Für jeden Trade bekommt Robinhood von Citadel eine winzige Summe Geld. Das kann sich summieren: Im ersten Quartal 2020 hat Citadel, der größte Kunde von Robinhood, etwa 100 Millionen Dollar an die Trading-App gezahlt. Citadel wiederum ist ein großer Investor in Melvin Capital – jener Shortseller, gegen den sich WallStreetBets wandte.

Jene WallStreetbets-Anhänger, die nun Robinhood zum Traden verwendeten, fühlen sich nun doppelt hintergangen. Einerseits wegen dem (mittlerweile teilweise wieder aufgehobenen) Kauf-Stopp von GME, AMC und Co, zum anderen weil Robinhood Handelsdaten der Nutzer an Citadel liefert, die dieses Unternehmen wiederum zu eigenen Vorteil nutzen könnte (z.B. mittels Flash-Trading, um Millisekunden schneller auch Aktien zu kaufen). Bald schon kam das Gerücht auf, dass Citadel Robinhood dazu gedrängt hätte, die Käufe der erwähnten Aktien zu stoppen.

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Währenddessen gießt Elon Musk via Twitter noch weiter Öl ins Feuer und wettert ebenfalls gegen die Shortsteller, gegen die sich WallStreetBets auflehnen:

Robinhood: „Nicht auf Anweisung der Market Maker“

Diesen Vorwurf will Robinhood nicht gelten lassen. „Inmitten der außergewöhnlichen Umstände am Markt in dieser Woche haben wir heute die schwere Entscheidung getroffen, die Käufe für bestimmte Wertpapiere vorübergehend einzuschränken. Als Maklerunternehmen haben wir viele finanzielle Anforderungen, einschließlich Nettokapitalverpflichtungen der SEC und Clearinghouse-Einlagen“, heißt es. „Um es klar zu sagen: Dies war eine Entscheidung des Risikomanagements und wurde nicht auf Anweisung der Market Maker getroffen, zu denen wir routen.“

Der Umgang mit Nutzerdaten und -Orders war schon einmal problematisch für den Neobroker. Ende 2020 erst zahlte das Unternehmen wegen „irreführender Kommunikation“ eine Strafe an die US-Börsenaufsicht SEC von 65 Millionen Dollar. Man hätte zuvor die eigenen Nutzer 34,1 Millionen US-Dollar gekostet, weil man sich nicht immer um die besten verfügbaren Konditionen gekümmert hätte.

Das Phänomen Robinhood & die Schattenseiten der Millennial-Trader

AOC und Ted Cruz der selben Meinung

Robinhood ist nun entweder sehr schnell in finanzielle Schieflage gekommen, oder nutzt die Gunst der Stunde („onyl bad news are good news“), um noch einmal sehr viel Risikokapital aufzunehmen – und das, obwohl das Silicon-Valley-Unternehmen 2020 satte 1,2 Milliarden Dollar Investment aufgenommen hat. Trotzdem hat sich die Firma der Gründer Baiju Bhatt und Vladimir Tenev nun noch einmal eine satte Milliarde Dollar bei seinen Investoren besorgt – das berichtet aktuell die New York Times. Zuvor gab es Gerüchte, dass Robinhood große Kredite bei JP Morgen und Goldman Sachs aufnehmen würde.

Neben der Sammelklage von Nutzern droht Robinhood auch politisches Ungemach. Sowohl Vertreter der Republikaner wie der Demokraten äußerten sich bereits, dass Regulierungsbehörden und der US-Kongress sich eingehender mit der Angelegenheit beschäftigen müssten – und zwar so verschiedene Politiker wie die Linke Alexandria Ocasio-Cortez von den Demokraten oder der erzkonservative Senator Ted Cruz.

Der Streit zwischen WallStreetBets und Robinhood hat auch Auswirkungen bis nach Europa. Auch die deutsche Trading-App Trade Republic hat die Kaufmöglichkeit von der Aktien von GameStop Corp., AMC Entertainment Inc., BlackBerry Limited, Nokia Corp., Express Inc. sowie Bed Bath & Beyond Inc. ausgesetzt und spricht von „heftigen, koordinierten Kursspekulationen“. Man wolle die Nutzer schützen und würde deswegen „bis auf weiteres keine neuen Aufträge zum Kauf dieser Aktien“ annehmen.

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