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Sound Solutions Austria: iPhone-Macher übernimmt Wiener Audiospezialisten

Mario Spiegl, General Manager von Sound Solutions Austria. © SSA/SSI
Mario Spiegl, General Manager von Sound Solutions Austria. © SSA/SSI
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Erst letzte Woche wurde bekannt, dass der taiwanische Fertigungsriese Foxconn die Mehrheit am Wiener Audiospezialisten Sound Solutions Austria übernehmen wird. Das Unternehmen hat sich schon in den 90er-Jahren auf Mikrolautsprecher für die Mobilgeräteindustrie spezialisiert. Die Erfahrung schafft Vorteile: Erst kürzlich gelang ein technologischer Durchbruch, die Wiener Tontechniker brachten quasi ein OLED-Display zum Singen. Das ist natürlich auch für den Apple-Zulieferer spannend.

Seit über 90 Jahren tätig

„Sound Solutions Austria gibt es seit über 90 Jahren“, erzählt General Manager Mario Spiegl im Gespräch mit Trending Topics. „Ursprünglich waren wir die Philips Lautsprecherfabrik. Seit Mitte der 90er fokussieren wir uns auf Mikrolautsprecher für die Mobilgeräteindustrie, früher auf Handys, heute auf Smartphones, Laptops, Tablets und TWS Headphones“ (True Wireless Stereo, Anm.). Mittelfristig sehe man „aber auch größere Applikationen wie Smart-Home-Devices“ als Zielmarkt.

Foxconn dürfte davon angetan gewesen sein. Wie kann die Übernahme beim mittelfristigen Umbau helfen? Mario Spiegl: „FIT (Foxconn Interconnect Technology, Anm.) hat große Ambitionen im Audio-Geschäft und will dementsprechend investieren. Nun bringen wir Sound Solutions renommierte Entwicklungskompetenz mit Foxconns Stärken in den Bereichen Produktion und Automatisierung zusammen.“

Sound Solutions Austria: Lange Erfahrung in China

Der Weg nach Asien überrascht insgesamt nicht – zu lange ist Sound Solutions schon in China beruflich aktiv. In Wien wird mittlerweile nur noch geforscht, erzählt Spiegl: „Seit 2016 – mit Start von SSI – waren wir in Wien das R&D-Kompetenzzentrum für den SSI-Konzern.“ Ende Mai hat dann FIT Sound Solutions mittels eines Aktientausches übernommen – Sound Solutions gehört nun also zu einhundert Prozent dem taiwanischen Riesen. Zur ergänzenden Erklärung: Die Wiener Niederlassung ist das globale Kompetenzzentrum für Akustik-Komponenten und -Systeme von Sound Solutions International. Das Technology-Zentrum in Wien hat aktuell 77 Mitarbeiter, durch die Übernahme sei „weiteres Wachstum gesichert“.

R&D in Wien

In Wien wird damit auch weiterhin geforscht. Woran? „Ein großer Fokus liegt bei uns auf der Technologieentwicklung (NTI; New Technology Initiatives, Anm.). Dazu haben wir neben Grundlagenforschung auch einen Prototypenbau, um erste Muster zu bauen und um Experimente durchzuführen zu können“, erzählt Mario Schwarz, Senior Principal Engineer beim Audiospezialisten. „Aber wir unterstützen auch intensiv während der Produktentwicklung (NPI), das heißt, dabei, ein Produkt vom Muster in die Serienfertigung zu bekommen. In normalen Zeiten sind zu diversen ‚Ramp-Up-Builds‘ immer zahlreiche Wiener Kollegen vor Ort.“

Gerade größere Kunden legen großen Wert auf individuelle Lösungen, erklärt Spiegl weiter: „Gerade Produkte für die Top-5-Kunden im Smartphone-Segment überlappen sich die NTI-/NPI-Phasen des Öfteren, denn für diese Kunden werden fast ausschließlich kundenspezifische Produkte entwickelt. Hier kommen heutzutage kaum Standardprodukte zum Einsatz, das heißt, in jedem Gerät sind individuelle Akustik-Produkte verbaut. Entsprechende Fertigungskapazitäten sind zu entwickeln und aufzubauen.“

Das singende Display

Der letzte große Erfolg ist noch gar nicht lange her: Mit dem „Singing Display“-Aktuator sollen künftig Smartphone-Displays Audio wiedergeben können. Spiegl: „Im Prinzip ist sowohl ein Aktuator als auch ein Mikrolautsprecher ein dynamischer Wandler, basierend auf dem Lorentz-Kraft Gesetz (stromdurchflossene Spule in einem Magnetfeld, Anm.). Beim Lautsprecher bilden fix montierte Magnete das Magnetfeld und die Spule ist mit der Membrane verbunden. Durch den durch die Spule induzierte Spannung wird das Spule-Membrane-System bewegt und entsprechend Sound erzeugt.“

Beim Aktuator sei das Prinzip umgekehrt: „Beim Aktuator wirkt quasi das Display als Membrane. Der Aktuator ist auf der Unterseite des Displays befestigt. Die Spule ist innerhalb der Komponente fix montiert und der Magnet bewegt sich sobald ein Strom durch die Spule fließt und eine entsprechende Spannung induziert wird. Die erzeugten Schwingungen innerhalb der Komponente werden über ein Federsystem auf das Display übertragen und auf der Oberfläche des Displays werden entsprechend hörbare Schwingungen nach dem Biegewellenprinzip erzeugt – das Display spielt Ton ab.“ Einen kleinen Haken gibt es allerdings noch: Da OLED-Displays noch relativ teuer sind, komme diese Technologie hauptsächlich im High-End-Bereich und nur schrittwiese im Mittelsegment zum Einsatz, erklärt Schwarz. Die Top-Riege der Smartphone-Hersteller stört sich daran freilich nicht.

Große Pläne für die nächsten Jahre

Und in einigen Jahren? Ist das Konzept auch für größere Displays denkbar? „Es gibt bereits TV-Geräte, in denen diese Technologie eingesetzt wird“, erzählt Spiegl. Er könne sich „durchaus vorstellen“, dass die Soundbars oder Satellitenlautsprecher durch flache Bilder bzw. Panels ersetzt werden. „Einen richtigen Subwoofer wird man für das Heimkino vermutlich trotzdem benötigen“. Und andere Geräte? Smartphone-Verkäufe sind – zumindest in der westlichen Welt – ja eher rückläufig. Mario Spiegl: „Das stimmt wohl, das ist aber jammern auf sehr hohem Niveau. Wir bewegen uns beim jährlichen Smartphone Bedarf bei über 1,4 Milliarden Geräten, bei zwei Komponenten pro Gerät – um Stereo anbieten zu können -, reden wir immer noch von 2,8 Milliarden Komponenten pro Jahr“. Dazu kommen noch Tablets und Laptops, meint er weiter. Letztlich soll auch ein Aktuator für faltbare Displays folgen – das ist aber noch Verschlusssache. Gut möglich also, dass demnächst die nächste Weltneuheit aus der Wiener Audioschmiede den Markt erobert.

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