Fiasko

Binance soll FTX-Deal fallen lassen – US-Behörden untersuchen SBFs Krypto-Firmen

Changpeng CZ Zhao von Binance. © Web Summit via Sportsfile (CC BY 2.0)
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Am Dienstag eilte Binance zur Rettung der kurz vor der Pleite stehenden Krypto-Exchange FTX herbei – und einen Tag später heißt es bereits: Deal möglicherweise abgeblasen. Denn vorerst hat es nur einen „Letter of Intent“ (LOI), also eine Willenserklärung seitens Binance-Chef Changpeng CZ Zhao gegeben, den angeschlagenen Konkurrenten zu übernehmen – vorbehaltich einer Due Diligence. Nun berichtet Coindesk, dessen Bericht über die Bilanz von Alameda Research – der Schwesterfirma von FTX – die Affäre auslöste: Es sei sehr unwahrscheinlich, dass Binance den Deal abschließen wird.

„Ungefähr einen halben Tag nach der Überprüfung der internen Daten und Kreditverpflichtungen von FTX hat Binance entschieden, die Transaktion nicht abzuschließen“, berichtet Coindesk unter Berufung auf eine gut mit der Causa vertrauten Person. Parallel dazu kommen News herein, die besagen, dass US-Finanzbehörden die Geschäftsbeziehungen zwischen FTX und Alameda Research untersuchen wollen. Beide Firmen gehören zu einem guten Teil Sam Bankman-Fried (SBF).

Die beiden mächtigen Behörden SEC und CFTC wollen laut Bloomberg die Beziehung zwischen FTX.com und FTX US untersuchen. Der Binance-Deal sieht vor, dass die Nicht-US-Aktivitäten von FTX gekauft werden sollen. Diese Behördenuntersuchungen, die schon vor längerem bei der US-Tochter eingeleitet worden sein sollen, kommen der Binance-Übernahme nun in die Quere.

FTX-Token, Solana und Co als große Verlierer

Das Delikate: Alameda hat große Mengen von FTX-Token (FTT) in der Bilanz, die eigentlich lediglich Gutscheine für günstigere Trades auf FTX darstellen; und FTX könnte diese Gutscheine theoretisch jederzeit unendlich nachdrucken. Alameda soll FTT genutzt haben, um damit Darlehen zu decken. Das hat schließlich Binance-Chef CZ alarmiert, als er beschloss, FTT zu verkaufen. Binance hatte FTT im Gegenwert von zwei Milliarden Dollar erhalten, nachdem man als Shareholder von FTX ausgeschieden war.

Während Binance noch die Due Diligence bei FTX durchführt, drehen die Krypto-Märkte in großer Verunsicherung stark nach unten. Bitcoin (BTC) ist soeben unter 17.000 Euro gefallen, Ethereum (ETH) unter 1.200 Euro, Solana (SOL) liegt mittlerweile sogar mit 45% innerhalb von 24 Stunden im Minus. Der FTX-Token selbst ist nun fast 80 Prozent gegenüber Vortag im Minus. Der Krypto-Markt hat innerhalb von einem Tag satte 180 Milliarden Euro an wert verloren.

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„Das ist größer als 3AC“

Das alles wirft schwierige Fragen über das Geschäftsgebahren von FTX auf. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Käufer (Binance, Anm.) den FTX-Deal nicht annehmen, wenn sie zwielichtige On-Chain-Transaktionen sehen. Sam, FTX und Alemeda haben in viele anständige Web3-Projekte investiert und auch Investitionen aus der traditionellen Finanzwelt erhalten. Das ist größer als 3AC. Wir sollten an das schlimmste Szenario denken“, so Ki Young Ju, CEO und Mitgründer der auf Blockchain spezialisierten Analyse-Firma CryptoQuant.

„Größer als 3AC“ – damit spielt Ju auf den Terra/LUNA-Kollaps und die anshcließende Pleite des milliardenschweren Krypto-Fonds Three Arrows Capital (3AC) an, der bereits dieses Jahr die Krypto-Welt erschütterte. Die 3AC-Pleite riss zahlreiche andere Unternehmen mit sich, und zwar vor allem jene, die im Lending-Geschäft waren und 3AC Geld borgten – etwa Voyager Digital, Celsius Network oder BlockFi. FTX wiederum hat eine ganze Reihe sehr prominenter Investor:innen an Bord, die das Unternehmen Anfang des Jahres mit satten 32 Milliarden Dollar bewerteten.

Unter den Geldgebern finden sich klingende Namen wie Temasek, Paradigm, Ontario Teachers‘ Pension Plan Board (kanadischer Pensionsfonds), NEA, IVP, SoftBank Vision Fund 2, Sequoia Capital, Lightspeed Venture Partners, Steadview Capital, Tiger Global, Insight Partners und Coinbase Ventures. FTX ist außerdem über gemeinsame Investor:innen und Projekte sehr stark mit dem Ethereum-Rivalen Solana verbandelt.

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Binance: „Würden noch mehr angegriffen werden“

Ein internes Mail von CZ an die Binance-Belegschaft enthält viele weitere Details – unter anderem das Dementi, das FTX-Fiasko absichtlich herbeigeführt zu haben und die Bitte an alle, FTX-Token nicht zu handeln. Was aber darauf hinweist, dass der FTX-Deal eigentlich gar nicht im Interesse von Binance ist, sind folgende Sätze: „Lizenzen auf der ganzen Welt werden schwieriger zu bekommen sein. Und die Leute denken jetzt, dass wir die Größten sind und werden uns mehr angreifen“, so CZ. Binance hat schon einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent, durch den Zukauf von FTX würde die Marktmacht noch größer werden.

CZ schreibt aber auch: „Wenn FTX abstürzt, ist das für keinen in der Industrie gut.“ Deswegen hat CZ SBF wohl auch den LOI gegeben, um ein Rettungsseil zu werfen. Binance befindet sich selbst in verschiedenen Märkten in der delikaten Position, sich mit Regulierungsbehörden arrangieren zu müssen (Trending Topics berichtete).

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