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GoStudent: How it started – How it’s going

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GoStudent. Das ist ein Name, der heute weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt ist. Mit seiner digitalen Nachhilfe-Plattform hat das Unternehmen seit der Gründung im Jahr 2016 eine Entwicklung von einem bescheidenen Wiener Startup zu einem massiven internationalen EduTech-Player vollzogen. Doch mit dem Erfolg kommen auch Schattenseiten. In den letzten Jahren gibt es bei GoStudent immer wieder Kontroversen, Krisen und Schwierigkeiten mit Behörden. Wir zeigen, wie das Unternehmen rund um Gründer Felix Ohswald und Gregor Müller hierhin gekommen ist.

Teil 1: Anfänge

Wie bei jedem Unicorn waren auch bei GoStudent die Anfänge relativ bescheiden. Zuerst war das Konzept noch eine Art WhatsApp für die Kommunikation zwischen Schülern und Tutoren. Anfangs war bei GoStudent die Atmosphäre noch entspannt und familiär, so war damals auch noch Felix Ohswalds kleiner Bruder Moritz mit dabei.

Felix Ohswald (2020): „Also unser allererstes Produkt, das wir auf den Markt gebracht haben, war einfach ein Chat den Schüler verwenden konnten um Fragen zu Hausaufgaben, zu bevorstehenden Prüfungen, zu allen Themen die in der Schule aufkommen zu stellen und diese Fragen werden dann von einem Pool von Experten-Lehrern beantwortet. Das Problem an diesem Modell ist einfach die schwere Monetarisierung. Das heißt , den Schüler davon zu überzeugen, Geld für eine Bildungsdienstleistung auszugeben. Das ist uns nicht gelungen und auch wenn man Global schaut, gibt es eigentlich kaum ein Unternehmen, dass es in dem Bereich wirklich geknackt hat. Das, was dann der Schlüssel zum Erfolg war, war als wir Mitte/Ende 2018 begonnen haben, den Fokus wirklich auf die Eltern zu schieben.“

Teil 2: Hype-Alarm

Mit dem Online-Marktplatz vermittelte GoStudent ab 2018 Nachhilfelehrer an Schüler bzw. ihre Eltern. Mit diesem neuen Fokus war GoStudent bald kein gemütliches kleines Startup mehr, sondern ein vollwertiges Unternehmen mit einem heiß begehrten Service. So entwickelte sich bald ein gewaltiger Hype, der in der Corona-Pandemie den Höhepunkt erreichte, als die digitale Schule im Lockdown die einzige Option war. Zwischen 2020 und 2021 jagte bei GoStudent eine Finanzierungsrunde die nächste und die Userbasis wuchs exponentiell. Bis heute hat GoStudent mehr als 680 Millionen Dollar erhalten. Im Juni 2021 war es dann soweit: Die Bewertung des Scale-ups überstieg eine Milliarde Euro und der Unicorn-Status war erreicht. 

Felix Ohswald (2021): „Der Unicorn-Status hat für uns eine sehr starke symbolische Bedeutung. Und dieser Status hat den Effekt, dass es uns leichter fällt, richtig top Leute aus der Welt auch begeistern zu können, die sehen das ist eine stabile Kompanie, wenn ich dort beginne, die geht jetzt nicht in Insolvenz in den nächsten sechs Monaten, da kann ich mich auch langfristig binden, das und für die bestehenden Mitarbeitern ist ein schönes Gefühl.“

Anfang 2022 wurde GoStudent sogar mit drei Milliarden Euro bewertet. Das Geschäftsmodell erschien Investoren als vielversprechend. Manche Eltern zahlen hunderte Euro pro Monat in oft jahrelang laufenden Verträgen für die Online-Nachhilfe. Im Schnitt kostet eine Lerneinheit 23 Euro, bei den Tutor:innen bleiben davon etwa 15 bis 18 Euro hängen. Der Rest – also 20 bis 30 Prozent – geht an das Wiener Unicorn.

Das Unternehmen war in dieser Zeit ständig auf Wachstumskurs, die internationale Expansion ging in rasendem Tempo voran. GoStudent ist in dieser Zeit zu einem echten Vorzeige-Startup Österreichs geworden, nichts schien Felix Ohswald, Gregor Müller und ihr Team aufhalten zu können. In der Sales-Abteilung von GoStudent soll es zeitweise wie bei Wolf of Wall Street zugegangen sein. Da wurde lautstark die Glocke geläutet, wenn Verkaufsziele erreicht wurden.

Doch manch einer war damals schon stutzig: Wo war eigentlich das Tech in EduTech? GoStudent arbeitete lange nicht mit eigenen digitalen Tools, sondern vernetzte Tutoren und Schüler einfach via WhatsApp und Zoom. Ob GoStudent mittlerweile eigenes Tech im Einsatz hat – darauf gibt es derzeit keine klare Antwort.

GoStudent: Verkalkuliert mit der „krisenresistenten Industrie“

Teil 3: Dunkle Wolken

Der kometenhafte Aufstieg von GoStudent ist mit zahlreichen Problemen verbunden. Das Jahr 2022 war für die gesamte heimische Startup-Szene aufgrund des Ukraine-Kriegs, der rekordverdächtigen Inflation und vielen weiteren Krisen sehr schwierig. Davon war auch GoStudent nicht verschont. Die ganze Firmengeschichte ist durchaus eine Gratwanderung.

Felix Ohswald (2021): „Es war definitiv eine Achterbahnfahrt. Ich glaub jedes Unternehmen, das man gründet ist nicht nur von Erfolg geprägt, sondern lebt auch von den vielen Misserfolgen, die man hat, aus denen man lernen kann. Wir haben auch die ersten dreieinhalb Jahre, sind in ganz ganz viele Fettnäpfchen getreten, aber aus denen wir lernen konnten und wir haben immer gewusst, wir müssen einen Weg finden, der noch smarter ist, der noch besser ist, um das zu lösen und und da einfach konsequent dahinter stehen.“

Wachsende Probleme zwangen das Unternehmen innerhalb weniger Monate zweimal dazu, hunderte von Angestellten zu entlassen. Emails von GoStudent-Leaks zeigen Screenshots, in denen deutliche Umsatzrückgänge zu sehen sind. Außerdem musste man die Expansionswelle stark zurückschrauben, der Einstieg in die USA fiel ins Wasser. Große geplante Büros in Übersee wurden in letzter Minute storniert.

Nach der ersten Kündigungswelle kam eine zweite. Hieß es zuvor noch, man sei ja in einer “krisenresistenten Industrie” und könne weiter wachsen, musste man schließlich weiter kürzen. Währenddessen stoppten die Gerüchte von eskalierenden Partys bei GoStudent, die regelmäßig durch die Branche gehen, nicht.

Doch nicht nur mit den Finanzen gab es ab 2022 Probleme. Denn GoStudent sammelte nicht nur Investments, sondern auch Kontroversen ein. Immer wieder hagelte es Kritik an der Qualitätskontrolle bei den Tutoren sowie an der Art, wie das Unternehmen mit diesen umgeht. Viele ehemalige Tutoren klagten über massiven Druck, nicht rechtzeitig ausbezahlte Gehälter, falsche Versprechungen, technische Probleme, Datenschutzverstöße und sogar Drohungen vom Management. Auch ein mutmaßlicher Missbrauchsfall schockierte die GoStudent-Community.

GoStudent wegen automatischer Vertragsverlängerung verurteilt

Teil 4: Legal Troubles

Kritik ist eine Sache, aber viel problematischer ist es für ein junges Scale-up, wenn die Behörden an die Tür klopfen. Denn die Geschäftspraktiken des Unternehmens stoßen oft vor Gericht auf wenig Gegenliebe. Zwei große Klagen wurden in den letzten Monaten gegen GoStudent gerichtet, eine in Österreich, eine in Deutschland. In Österreich hat das Handelsgericht Wien GoStudent wegen automatischen Vertragsverlängerungen verurteilt, während das Landesgericht Köln eine Belangung wegen „irreführenden“ und „intransparenten“ Angaben bei Werbung beschlossen hat. Ob man das Geschäftsmodell grundlegend verändern muss, will GoStudent aktuell nicht beantworten, man habe Berufung gegen die Gerichtsurteile eingelegt.

Die Verurteilungen kommen nicht aus dem Nichts. Immer mehr Kunden klagen über verschiedene Probleme. So berichteten Nutzer über technische Probleme, ein schlecht funktionierendes Buchungssystem, mangelhaften Kundenservice sowie ein aggressives Drängeln zu längerfristigen Verträgen, aus denen man dann schwer herauskommt, sowie oft pädagogisch nicht kompetente Tutoren.

Und da ist dann noch die Tochterfirma SchoolFox. Die wurde von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch auf eine Liste von Apps gesetzt, die Datenverstöße gegen Kinder gemacht haben sollen. SchoolFox dementierte diesen Bericht im Mai 2022 als “missverständlich, uneindeutig und undifferenziert”. Doch auch fast ein Jahr später, im April 2023, steht SchoolFox immer noch auf der Liste von Human Rights Watch.

Menschenrechts-NGO wirft EdTechs Datenverstöße gegen Kinder vor – Schoolfox kontert

Teil 5: Zukunft

Die Zukunft von GoStudent wirkt heute ungewiss. Es ist offen, ob der massive Hype des Jahres 2021 sich auch nur ansatzweise wiederholen lässt. Zu angeknackst ist die Reputation der Firma, zu sehr hat das Unternehmen auf Wachstum gesetzt. Doch es wäre unklug, das Scale-up deshalb abzuschreiben. Immer handelt es sich um einen großen Player im EduTech-Sektor. Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass der Trend zur digitalen Nachhilfe bald abreißt. Auch wenn die Zeit der Lockdowns vorbei ist, schreitet die Digitalisierung in der Bildung voran. GoStudent hat vielleicht nicht die Welt erobert, kann aber immer noch das Ruder herumreißen. Auch das gehört zum Startuppen.

Trending Topics: „Habt ihr überlegt mal aufzuhören?“

Gregor Müller (2021): „Nein. Also, das war keine Option. Ich glaube, das spricht auch für unseren Charakter und warum wir auch so Spaß daran haben: Wir gehen gerne Risiko ein. Diese Challenges spornen uns an. Und im Endeffekt: aus unserer Sicht gibt es immer einen Weg. Manchmal ist er mühsamer, länger, manchmal steht man knapp vor dem Aus. Aber man muss zumindest selbst davon überzeugt sein, wir jetzt hier schaffen das. Weil sonst wirst du wirklich daran scheitern. Kann trotzdem vorkommen, dass es mal aus ist und nicht weitergehen und du nicht daran schuld bist. Aber du brauchst immer die Überzeugung, dass es einen Weg geben muss und man muss ihn nur finden“.

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