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Inoqo: Green-Shopping-App aus Wien im Selbsttest

So soll die App von Markus Linder aussehen © Inoqo
So soll die App von Markus Linder aussehen © Inoqo
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Inoqo hat eine App entwickelt, die Kassenzettel analysiert und Nutzer:innen Tipps für nachhaltiges Einkaufen geben soll. Fragen wie „Wie groß ist der CO2-Fußabdruck des Einkaufswagerl-Inhalts?“ oder „Für welche Produkte gibt es nachhaltigere Alternativen?“ sollen bei der Verwendung detailliert beantwortet werden. Wie reibungslos die App funktioniert und ob die Ratschläge hilfreich sind oder nicht, wollten wir in einem Selbsttest herausfinden.

Produktauswirkungen via App verstehen lernen

Inoqo wird als eine „datengesteuerte PIA/PIE-Lösung“ beschrieben, mit der sich die Auswirkungen von Produkten auf Umwelt und Mensch genau messen lassen. Einbezogen werden laut der Webseite hierbei bis zu acht verschiedene “Dimensionen entlang der Wertschöpfungskette”. Dazu gehören: Klima, Biodiversität, Tierschutz, Soziale Gerechtigkeit, Ernährung, Verpackung, Regionalität und Saisonalität.

Markus Linder, Bernhard Schandl und Hélène Saurais haben das Startup im Jahr 2020 ins Leben gerufen. “Um die Qualität und wissenschaftliche Zuverlässigkeit der Methodik sicherzustellen”, arbeitet Inoqo mit Expert:innen aus verschiedenen Fachgebieten zusammen. Darunter Dr. Thomas Lindenthal, DI Mag. Harald Pilz, Karin Huber-Heim und Werner Kössler.

Was passiert bei der Nutzung mit persönlichen Daten?

Auf der Webseite betont Inoqo, dass die Daten ausschließlich zur Bereitstellung von Feedback über ökologische und soziale Auswirkungen des Konsums dienen. Inoqo versichert, dass keine persönlichen Daten an Dritte verkauft werden. Stattdessen sollen anonymisierte Infos dazu dienen, um das Startup über Fortschritte zu informieren und Lebensmittelketten bei der nachhaltigeren Gestaltung ihrer Produkte zu helfen. „Dies ermöglicht es, zu erfahren, wie viele Nutzer:innen ihr Produkt aufgrund von Inhaltsstoffen wie Hühnereiern oder nicht zertifiziertem Palmöl ablehnen und sie können entsprechende Maßnahmen ergreifen“, so Inoqo über die Nützlichkeit der Datenspeicherung.

App im Test

Klingt ganz cool, aber wie sieht das Ganze im Selbstversuch aus? Ist die App leicht bedienbar? Sind die Informationen bzw. Vorschläge nachvollziehbar? Sind sie umsetzbar oder wird man dazu getrieben, einfach bei jedem Einkauf das Doppelte zu blechen ? Let’s find out!

Die App ist sehr strukturiert aufgebaut: Ganz oben auf der Startseite finden sich verschiedene Artikelvorschläge mit Titeln wie “Milchalternativen: Welche ist die umweltfreundlichste” oder “Kein Fleisch – keine Proteine”. Ganz nett, nur lässt sich keiner der beiden Artikel öffnen. Getestet haben wir die App auf einem iPhone 11. Beim Scrollen tauchen mehr Artikelvorschläge auf, auf die ich dann schließlich zugreifen kann. Ganz cool finde ich auf alle Fälle die zwölf Saisonkalender für Obst und Gemüse. Auch allgemeine Tipps wie “Äpfel sind zwischen August und November am nachhaltigsten. Greif in anderen Monaten besser zu Bananen!” scheinen ganz nützlich zu sein, sofern diese auch öfter aktualisiert werden.

1.Tag, 1.Total-Fail

Wien am 31.05. Draußen scheint die Sonne und ich muss ganz dringend etwas Kaltes trinken. Auf der anderen Straßenseite sehe ich eine BIPA-Filiale. Ich renne über die Straße, gehe hinein, bewege mich direkt zu den Getränken und beschließe, mir einen Eistee (Pfirsich!) von Rauch zu gönnen. Anders als sonst behalte ich natürlich die Rechnung, denn ich will ja sehen, was die App drauf hat.

Im 37A-Bus angekommen werde ich jedoch bitter enttäuscht. Ich krame die Rechnung aus dem Rucksack und wollte sie, wie in der Anleitung beschrieben, in der App fotografieren. Allerdings merke ich erst hier, dass die Inoqo nur mit Rechnungen der folgenden Handelsketten funktioniert: Billa, Billa Plus, Hofer und Spar. Das ärgert mich, da ich diese Information weder bei den FAQ in der App noch auf der Webseite finde.

Trotz eindeutiger Message fotografiert mein Trotzkopf die BIPA-Rechnung dennoch (ungefähr zehnmal). Statt Informationen über meinen Einkauf zu erhalten, sehe ich nur die folgende Meldung: „Die automatische Auswertung ist technisch sehr komplex, passiert teilweise händisch und einige Händler stellen uns ihre Daten nicht zur Verfügung. Daher können Fehler auftauchen. Wenn du wichtige Produkte vermisst oder Falsches in deiner Auswertung siehst, tippe Support-Ticket hier und wir stellen deine Auswertung so schnell wie möglich richtig!“ Das war wohl nichts. Hoffentlich klappt es dann beim zweiten Anlauf.

Inoqo berechnet Klimascore und verleiht Cashback-Tickets

Spoiler: Nein, der zweite Testtag lief nicht viel besser. “Heute weiß ich zumindest, in welche Geschäfte ich gehen muss, damit die App überhaupt funktionieren kann”, denke ich mir. In meiner Mittagspause wird daher direkt der Billa nebenan anvisiert. Mein unspektakulärer Einkauf besteht aus fertigen Nudeln mit Tomatensoße von Delitaly‘s Foodie und einer Flasche Coca-Cola Zero.

Zurück im Büro krame ich die Rechnung aus meinem Rucksack heraus und im Gegensatz zu gestern passiert nach dem Fotografieren des Kassenzettels tatsächlich auch etwas. Nach wenigen Minuten bekomme ich ein Ergebnis: Die App zeigt meinen erreichten Klimascore an, der bei 58 liegt. Was das genau bedeutet, wird so erklärt: „Der Klimascore ist eine Zahl auf der Skala von 0-100 und zeigt dir die Umweltauswirkungen deines Einkaufs. Je klimafreundlicher dein Einkauf, desto höher dein Score. Ist er größer als 50, hast du mit deinem Einkauf zur Einhaltung des 1,5° Ziels des Pariser Klimaabkommens beigetragen.”

Darunter sehe ich außerdem, dass ich durch meinen Einkauf ein Cashback-Ticket bzw. ein “Silver Ticket” erhalten habe. Dazu finde ich die folgende Info: „Die Nachhaltigkeitsskala ist in 3 Bereiche eingeteilt. Weniger nachhaltige Einkäufe landen im unteren Drittel. Relativ nachhaltige Einkäufe im mittleren und sehr nachhaltige Einkäufe im oberen Drittel. Ein Einkauf im unteren Bereich bekommt das Bronze Ticket und 50 % des Einkaufswertes landen auf deinem Gewinnkonto. Bei einem Einkauf im mittleren Bereich landet die exakte Summe auf dem Gewinnkonto und bei einem sehr nachhaltigen Einkauf verdoppeln wir dir die Summe des Einkaufs, die auf dem Gewinnkonto landet.“

Falsches Produkt und eine fehlende Cola-Flasche

In meinem Fall beträgt die Summe  auf meinem Gewinnkonto 7,48 Euro. Um das Cashback dann auch wirklich zu erhalten, muss man als Nutzer:in die Kontoverbindung im Profil hinterlegen. Die Beträge sollten innerhalb von 14 Tagen auf dem Konto sein. Danach kann man sich den gesammelte Cashback-Betrag entweder an der Kasse verrechnen lassen oder ihn auf das Bankkonto überweisen, um damit zu bezahlen.

Klingt ja großartig, das Problem ist nur: Es handelt sich bei der gesamten Auswertung gar nicht um meinen tatsächlichen Einkauf. Die Cola-Flasche fehlt komplett und statt Nudeln soll ich Deli Dip Guacamole gekauft haben. Auch die Gewinnsumme würde dementsprechend keinen Sinn ergeben, da das Getränk nirgends angezeigt wird. Erneute Foto-Uploads der Rechnung ändern leider nichts, da weiterhin der falsche Einkauf angezeigt wird.

Endlich.

Okay, ein letzter Versuch noch! Auch heute geht es in die Billa-Filiale gegenüber. Ich kaufe mir ein Paprika-Käse-Stangerl, einen Innocent Smoothie und einen Erdnussbutter-Riegel von Be-Kind. Zurück im Büro wird ein letztes Mal die Rechnung gezückt. Und…. es funktioniert! Alle Produkte, die ich gekauft habe werden in der Liste angegeben. Mein Klimascore beträgt dieses Mal stolze 70 Punkte. Somit erhalte ich auch ein Golden Ticket, was bedeutet, dass die doppelte Summe auf meinem Gewinnkonto landet.

Mein Fazit: Die Idee ist auf alle Fälle unterstützenswert, die Umsetzung lässt technisch zu Wünschen übrig. Fairerweise möchte ich erwähnen, dass Inoqo mit den folgenden Worten auch auf ihr Verbesserungspotenzial hinweist: „Unsere Formel ist noch nicht in Stein gemeißelt und wir arbeiten fleißig an aussagekräftigen Berechnungen. Natürlich sollen auch andere wichtige Faktoren, wie zum Beispiel Tierwohl, Soziales, Biodiversität oder der Wasserverbrauch deiner Lebensmittel berücksichtigt werden. Wir sind dran, also stay tuned! Und nicht vergessen, unsere App ist noch in Entwicklung und an der ein oder anderen Stelle sicherlich noch ausbaufähig!

 

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