Online-Versandhandel: Österreich verschenkt jährlich bis zu 680 Millionen Euro an Steuern
Seit Beginn der Corona-Pandemie wird noch mehr online eingekauft. Das trifft den stationären Handel hart, aber auch den Staat: Dem heimischen Fiskus sollen durch den Online-Versandhandel jährlich bis zu 680 Millionen Euro an Mehrwertsteuer-Einnahmen entgehen. Das Geld fehle dem Staatshaushalt gerade in Zeiten mit milliardenschweren Finanzhilfen „dringend“.
Errechnet hat die Zahlen der wissenschaftliche Leiter der Initiative Wirtschaftsstandort OÖ (IWS), Friedrich Schneider. Die Berechnung basiert auf Annahme der gleichen Mehrwertsteuerlücke von acht Prozent für den ausländischen Distanzhandel und auf Annahme der Mehrwertsteuerlücke im ausländischen Distanz-Handel von allen EU-Ländern in Summe von 7 bis 8,5 Milliarden Euro. Zieht man diese Zahlen heran, werde die Mehrwertsteuerlücke für Österreich im Jahr 2020 im ausländischen Distanzhandel zwischen 560 und 680 Millionen Euro betragen.
Steuern: Vielfältige Ursachen für Lücke
Das entspreche in etwa zwischen 11,8 Prozent und 12,5 Prozent des Umsatzes (von 4,7 und 5,5 Mrd. Eur0) des „ausländischen Distanzhandels“ von 2020. Friedrich Schneider: „Die Ursachen hierfür sind vielfältig – beispielsweise die mit 1. 1. 2021 endlich abgeschaffte Steuerbefreiung von Kleinsendungen unter 22 Euro, falsche Warenwert-Deklaration oder die Nichterfassung auf einer staatlichen Plattform. Auch in der Europäischen Union gibt es Bestrebungen, die in allen EU-Mitgliedsländern bestehende Mehrwertsteuerlücke, die sich aus den Schwierigkeiten bei der Einhebung und aus Mehrwertsteuerbetrug zusammensetzen, zu berechnen und durch finanzpolitische Maßnahmen zu verringern.“
„Geht um Fairness“
Lösungsansätze gibt es bereits. IWS-Geschäftsführer Gottfried Kneifel meint beispielsweise, der Staat solle „zuerst alle Steuern einheben, die von den Paketempfängern bezahlt und ohnedies fällig sind“, bevor wieder neue Steuern eingeführt werden. „Dabei geht es um Steuergerechtigkeit und Fairness gegenüber dem stationären Handel in den Stadt- und Ortskernen, dessen Betreiber rund um die Uhr der Finanz Rechenschaft ablegen müssen, die ihrerseits aber Kunden beraten und für Leben in unseren Innenstädten und Ortszentren sorgen“, betont Kneifel. Er weist außerdem darauf hin, dass die technische Umsetzung problemlos möglich sei: „Der Strichcode auf jedem Paket, per Scanner auf eine Plattform übertragen, könnte der Finanz tagfertig die offenen Mehrwertsteuer-Beträge der Konzerne liefern – wenn der politische Wille dazu vorhanden ist.“
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