Analyse

Bitcoin als Inflationsschutz? Stimmt, wenn man eine Sache berücksichtigt

Bitcoin. © Photo by Raphael Wild on Unsplash
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Erinnern wir uns mal zurück. Im Sommer 2020, als die Welt den Schock der ersten Corona-Lockdowns zu verdauen begann, passierte in der Business-Welt eine damals einmalige Sache. Das eher unbekannte Software-Unternehmen MicroStrategy gab bekannt, dass es sich um 250 Millionen Dollar 21.454 BTC gekauft hatte – also etwa 11.600 Dollar je Bitcoin.

CEO Michael Saylor, damals noch eher unbekannt, war im ersten Corona-Sommer in Krypto-Kreisen immer mehr durch eine Botschaft aufgefallen: Bitcoin, so meinte er, wäre ein guter Schutz gegen die zu erwartende Inflation. Wenn Staaten anfangen, massenweise Geld gegen die Corona-Krise zu drucken, dann würde ein rares Gut wie BTC stärker an Wert gewinnen, während Fiatgeld verwässert wird.

MicroStrategy: Die 875-Millionen-Dollar-Wette auf Bitcoin

Das Narrativ der „Inflation Hedge“

„Bei der Prüfung verschiedener Anlageklassen für potenzielle Investitionen stellte MicroStrategy besondere Eigenschaften von Bitcoin fest, die das Unternehmen zu der Überzeugung brachten, dass eine Investition in die Kryptowährung nicht nur eine angemessene Absicherung gegen die Inflation bieten würde, sondern auch die Aussicht auf eine höhere Rendite als andere Investitionen“, hieß es damals im August 2020 in einem offiziellen Statement von MicroStrategy zum dem BTC-Investment.

Fast Forward in den August 2022. Zwei Jahre nach dem Saylor’schen Hochsommer ist er schon nicht mehr Microstrategy-CEO, nachdem er dem Unternehmen durch die andauernden BTC-Käufe einen Milliardenverlust eingebrockt hat (Trending Topics berichtete). Seit August 2020 hatte MicroStrategy 129.699 Bitcoin zu einem Durchschnittspreis von 30.664 Dollar je Coin gekauft – macht heute bei einem BTC-Preis von knapp 24.000 Dollar natürlich unterm Strich ein sattes Minus.

Während der Bitcoin-Preis durch die Zinswende in den USA (Trending Topics berichtete ausführlich) 2022 stark gefallen ist (aktuell liegt BTC 65% unter Allzeithoch), ist die Inflationsrate in den USA und in der Eurozone stetig gestiegen. Während der Peak in den Vereinigten Staaten im Juni bei 9,1 Prozent bereits erreicht sein könnte, wird in der Eurozone die Spitze noch erwartet – der Energiekrieg Russlands gegen Europa ist der maßgebliche Treiber.

„Moment!“, werden Beobachter:innen nun rufen. „Bitcoin fällt, die Inflationsrate steigt – wie soll BTC da ein Schutz gegen die Inflation sein??“, fragen sie. Ganz zu recht, wenn man die Jahre 2021 und 2022 heranzieht. 2022 liegt BTC etwa 45 Prozent im Minus, die Inflation aber bei 9 Prozent im Plus. Keine Chance, Bitcoin kann die Inflation natürlich nicht ausgleichen, auch nicht 2021.

Der letzte Zeitpunkt für ein Bitcoin-Investment, das noch über der heutigen Inflationsrate liegt, ist etwa der 25. Dezember 2020. Alle BTC davor liefern bis heute ein Plus von 15 oder mehr Prozent ab. Wer vor dem Einbruch der Corona-Krise investierte, der kann sich bis heute sogar über ein Plus von 200 oder mehr Prozent freuen:

Bitcoin-Kursentwicklung seit dem 1. Jänner 2020: +267%

Bitcoin-Kursentwicklung seit dem 25. Dezember 2020: +15,6%

Das bedeutet: Wenn Bitcoin-Prediger:innen auch heute noch behaupten, dass BTC ein Inflationsschutz sei, dann haben sie recht – sofern sie sich auf Investments vor Weihnachten 2020 beziehen. Und damit auf eine Zeit, in der die Inflationsrate in der Eurozone bei 0 Prozent lag. Aber auch zu einem Zeitpunkt, in der das Krypto-Netz längst voll mit dem Narrativ des „Inflation Hedge“ war.

Unterm Strich ist es mit BTC als Inflationsschutz so wie mit einer Versicherung: Die muss man auch abschließen, bevor der Schaden passiert, und nicht erst dann, wenn er schon angerichtet ist. BTC als Inflationsschutz funktioniert nur jene Investments, die vor dem Einsetzen der Inflation gemacht wurden – für alle BTC-Käufe nach Ende 2020 stimmt die Story dann nicht mehr.

Michael Saylor tritt nach BTC-Milliardenverlust als MicroStrategy-CEO ab

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