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Solar-Startups: Zins und Steuer machen Mietmodellen Strich durch die Rechnung

Installateure mit PV-Anlage. © Ricardo Gomez Angel auf Unsplash
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„Ob Mieten oder Kaufen – wir haben die passende PV-Lösung für dich“, hieß es Ende 2022 noch auf der Webseite von Zolar. Heute, einige Monate später, ist vom Mieten keine Rede mehr. Stattdessen heißt es heute nur mehr: „Solaranlage inklusive Installation online kaufen.“ Ein doch ordentlicher Schwenk im Geschäftsmodell des deutschen Solar-Startups Zolar, das immerhin etwa 160 Millionen Euro an Investorengeldern einsammelte, um die Kund:innen von den „Vorteilen dezentraler Stromversorgung“ profitieren zu lassen.

Rund um Zolar und verwandte Solar-Startups wie Enpal ist ein neues Geschäftsmodell entstanden. Ein Mietmodell, dass „0 € Anschaffungskosten“ verspricht, und stattdessen zahlt man die Solar-Panele über viele Jahre ab. Das soll die Einstiegshürde in die Welt der Photovoltaik für Endkonsument:innen erleichtern – und gleichzeitig sahen Gründer:innen und Investor:innen einen ziemlich vielversprechenden neuen Markt. Bis dann schließlich Ende 2022 wie berichtet das Solar-Unicorn Enpal ins Kreuzfeuer der Kritik geriet. In dem Mietmodell würden sich viele zusätzliche Kosten verstecken, und das Berliner Unicorn würde die PV-Anlagen viel teurer vertreiben als andere Firmen. Enpal musste reagieren und sein Preismodell offenlegen (mehr dazu hier).

Der kleinere Anbieter Zolar aus Berlin, der parallel sowohl die Miete als auch den Kauf von PV-Anlagen bewarb, ist neuerdings vom früher beworbenen Mietmodell abgerückt. Nicht nur das, vielmehr positioniert sich Zolar rund um Gründer und CEO Alex Melzer nunmehr seit Ende Jänner 2023 ausschließlich mit einem Kaufmodell. Das hat gute Gründe.

Zolar pausiert Mietmodell „zolar Wow“

„Wir haben uns entschieden, unser Miet-Modell ‚zolar Wow‘ ab dem 31. Januar 2023 zu pausieren. Diese temporäre Pausierung hat keine Auswirkungen auf bestehende Mietverträge mit zolar. Durch die seit dem 1. Januar 2023 geltenden steuerlichen Erleichterungen für Photovoltaikanlagen bis 30 kWp profitieren Kunden beim Kauf einer Solaranlage unter anderem von null Prozent Mehrwertsteuer“, heißt es aus dem Unternehmen gegenüber Trending Topics.

Und weiter: „Dies hat zuletzt die Nachfrage nach unserer Kauflösung stark erhöht, so dass wir aktuell den vollen Fokus auf unser Kaufmodell legen, um den Wünschen unserer Kundinnen und Kunden noch schneller gerecht zu werden. Dennoch glauben wir an die Relevanz beider Modelle – Miete und Kauf. Daher werden wir die nächsten Monate nutzen, um an einem neuen monatlichen Bezahl-Modell zu arbeiten, das unseren Kunden und Kundinnen auch in Zukunft Solarenergie ohne Anschaffungskosten mit einem monatlichen Bezahlsystem ermöglicht.“

Generell dürfte es derzeit bei den Mietmodellen wegen der wirtschaftlichen Gesamtlage eine Trendwende geben. „Aufgrund des aktuell hohen Zinsumfeldes und der steuerlichen Erleichterungen rund um den Kauf einer Solaranlage wird es eine Anpassung der Mietmodelle geben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir werden eine Flexibilisierung der Bezahlmodelle sehen“, heißt es seitens Zolar. Nun bleibt auch abzuwarten, wie das Solar-Unicorn Enpal reagiert. Dieses fährt noch stark das Mietmodell, soll sich aber Marktgerüchten zufolge ebenfalls in Richtung Kauf entwickeln.

Enpal verteidigt Preismodell nach Vorwurf der überteuerten PV-Anlagen

Vorher & Nachher

Via Wayback Machine kann man gut sehen, wie der Blog-Artikel bei Zolar zum Thema „Miete vs. Kauf“ im Nachhinein verändert wurde. „Die Frage, ob du deine Solaranlage lieber mieten oder kaufen solltest, können wir dir im Rahmen dieses Blog-Artikels nicht beantworten„, heißt es noch am 30. September 2022. Heute, am 7. Februar, klingt das schon ganz anders. „Insgesamt zeigt sich somit, dass du mit dem Kauf der PV-Anlage die günstigere Wahl triffst. Du hast nicht nur volle Flexibilität bei der Auswahl der Module und Komponenten, sondern kannst zusätzlich von den günstigen Krediten der KfW profitieren„, heißt es da nun plötzlich.

Hier auch zum Vergleich zwei Screenshots, die zeigen, wie Zolar vom Mietmodell vorerst abrückt und zum Kaufmodell schwenkt. Da steht der Kauf einer PV-Anlage plötzlich besser da als zuvor, und das Mietmodell wird klar abgewertet:

Streiterei rund um Miete vs. Kauf

Möglich ist auch, dass es für angepriesene Mietmodelle in Deutschland Zores in rechtlicher Hinsicht geben könnte. So gibt es die Meinung von Konkurrenten von Zolar oder Enpal, dass es sich eigentlich nicht um Mietmodelle, sondern tatsächlich ein Pachtkaufmodelle handelt, die angepriesen wurden oder werden. Die „vermeintlichen Monatsmieten“ seien „tatsächliche Anschaffungskosten“, heißt es in einem Schreiben des Anwalts der bayrischen PV-Firma SolarHelden an Zolar, das Trending Topics vorliegt. Deswegen sei eine Bewerbung „ohne Anschaffungskosten“ nicht richtig. Zolar zufolge sei das aber nicht der Grund, warum das Mietmodell vorübergehend eingestellt wurde – siehe Statement oben.

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