Streitfrage

Krypto-Firmen: Sollen sie Russ:innen komplett sperren oder nicht?

Coinbase-CEO Brian Armstrong. © Techcrunch (CC BY 2.0)
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Die Aussagen sind alle gleich: Natürlich halten wir uns strikt an die Vorgaben der Politik und damit an die Sanktionen. Was das dann aber in der Praxis bedeutet, sieht immer unterschiedlich aus. Und damit spaltet die Frage, ob man Russ:innen von den Krypto-Exchanges (und damit oft vom Zugang zu ihren Krypto-Assets) aussperren soll, die Krypto-Industrie weltweit.

„Wir verbieten nicht präventiv allen Russen, Coinbase zu nutzen. Wir glauben, dass jeder Zugang zu grundlegenden Finanzdienstleistungen verdient, es sei denn, das Gesetz sagt etwas anderes“, so Coinbase-Chef Brian Armstrong in Bezug auf die heikle Frage. „Einige einfache Russen nutzen Kryptowährungen als Rettungsanker, nachdem ihre Währung zusammengebrochen ist. Viele von ihnen sind wahrscheinlich gegen das, was ihr Land tut, und ein Verbot würde auch ihnen schaden. Sollte die US-Regierung jedoch beschließen, ein Verbot zu verhängen, werden wir uns natürlich an diese Gesetze halten.“

Rubel < Bitcoin

Die Abwertung des russischen Rubels ist mittlerweile so fortgeschritten, dass Bitcoin die russische Staatswährung bei der Marktkapitalisierung überholt hat (Trending Topics berichtete). Der Rubel ist in Folge der Sanktionen des Westens massiv abgewertet worden, während sich BTC nach dem Kursschock der ersten Kriegstage wieder stark erholt hat.

Klar ist auch: Krypto-Exchanges verdienen an jedem User bzw. vor allem an dessen Transaktionen. Je aktiver ein Nutzer, desto mehr Transaktionsgebühren fallen an, und in Zeiten hoher Volatilität steigt natürlich die Aktivität. Vor allem in Russland und der Ukraine sieht man aktuell enorm gestiegene Nutzung von Krypto-Assets (mehr dazu hier).

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Gezielte Sperre für sanktionierte Personen und Firmen

Was Coinbase aber schon tut: Alle, die sich für die Dienste anmelden, werden anhand globaler Beobachtungslisten überprüft, ob es sich möglicherweise um sanktionierten Personen oder Organisationen handelt – und dann werden im Falle des Falles Transaktionen von diesen IP-Adressen blockiert. Dass sanktionierte Russ:innen oder Unternehmen Krypto-Assets dazu nutzen könnten, die Sanktionen zu umgehen, glaubt Coinbase-Gründer Armstrong nicht.

„Wir glauben nicht, dass ein hohes Risiko besteht, dass russische Oligarchen Kryptowährungen nutzen, um Sanktionen zu umgehen. Da es sich um einen offenen Ledger handelt, wäre der Versuch, viel Geld durch Kryptowährungen zu schmuggeln, besser nachvollziehbar als die Verwendung von Bargeld, Kunst, Gold oder anderen Vermögenswerten in US-Dollars“, so Armstrong. Klar ist, dass Transaktionen auf der Blockchain seit längerem genauestens untersucht werden – nicht nur seitens Privatunternehmen, sondern auch von staatlichen Behörden.

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Sperre für russische Banken

Auch Binance, der große Marktführer unter den Krypto-Exchanges, will Russ:innen nicht generell sperren. „Wir werden nicht einseitig die Konten von Millionen unschuldiger Nutzer einfrieren“, hieß es dazu seitens Binance. Jesse Powell, CEO von Kraken, sagte in einem Statement, dass man die Konten der russischen Kund:innen nicht ohne eine gesetzliche Verpflichtung einfrieren könne.“ Auch KuCoin lehnte eine Sperre ab.

Bei Bitpanda in Wien heißt es wiederum: „Wir alle sind geschockt von den schrecklichen Ereignissen in der Ukraine. Unsere Gedanken und Gebete sind bei all den Menschen, die sich zurzeit in Gefahr befinden und sowohl körperlichem als auch seelischem Leid ausgesetzt sind. Wir befolgen selbstverständlich alle verhängten Sanktionen und werden dies auch zukünftig tun. Alle Ein- und Auszahlungen von und an russische Banken wurden deaktiviert“, so Bitpanda-Mitgründer Eric Demuth. Das wird viele russische Nutzer:innen direkt treffen, die auf ihre heimische Bank angewiesen sind, um auszucashen oder neues Guthaben einzuzahlen. Bestehende Krypto-Assets in den Wallets aber könnten sich – sofern technisch möglich – natürlich weiterhin an andere Adressen senden lassen oder Crypto-to-Crypto traden lassen.

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Sperrt für alle Russ:innen

Dass man russischen Nutzer:innen weiterhin Zugang gewähren muss, sehen nicht alle so. Animoca Brands, ein Anbieter von NFT-Games aus Hongkong, interpretiert die Sanktionen so, dass man tatsächlich die Accounts russischer User sperren muss. Wir sind immer noch Teil der globalen Gesellschaft und haben deswegen Verantwortung“, so Siu in einem Interview mit Bloomberg.

„Russland steht auf der Sanktionsliste, für uns macht es keinen Unterschied zu Iran oder Nordkorea“, so Siu weiter. „Um klar zu sein: Das hat nichts mit den Menschen in Russland zu tun, die Mehrheit unterstützt diesen Krieg nicht. Aber wir sind rechtlich dazu verpflichtet. Wenn wir Dienste in sanktionierten Ländern anbieten würden, würden wir dem Unternehmen selbst schaden, so wie wenn wir Business in Nordkorea machen würden.“

“Wie Nordkorea und Iran”: NFT-Unicorn Animoca Brands sperrt russische Nutzer:innen aus

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